Re: Amazon

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mikko
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In der Berliner Zeitung ist heute auch ein entsprechender Artikel:

Dem Computer sind Nazis egal
von Jörg Sundermeier

Hilft der Internetversender Amazon Rechtsradikalen? Der Brandenburger Verfassungsschutz zumindest hat Alarm geschlagen: „Offenbar ist die NPD Barnim-Uckermark ins ‘Partnerprogramm‘ von Amazon eingestiegen und erzielt damit Einnahmen“, meldet er. Das „Partnerprogramm“ erlaubt es Website-Betreibern, Produkte auf der Website anzupreisen, die der Kunde dann via Amazon kaufen soll. Der „Partner“ von Amazon verdient an den auf diese Weise verkauften Produkten ein paar Prozente mit. Das Geschäft ist nicht allzu einträglich, es hilft den Nazis, die notorisch klamm sind, aber auf jeden Fall bei ihrer Parteiarbeit.

Prompt haben daher Wolfgang Thierse und Frank Henkel den Internethändler aufgefordert, die Zusammenarbeit zu beenden, Petra Pau droht sogar mit einem Boykottaufruf. Das ist korrekt, doch sollte man bedenken, dass Amazon sowieso alles an Musik und Literatur verkauft, was rechtsradikal, aber nicht indiziert ist. Genauso wie rechte Websites vom Google-Werbesystem profitieren oder Nazi-Inhalte via Facebook verbreitet werden können. Denn die Computerprogramme, die über das Angebot herrschen, und die bei Amazon und Google über die Werbebanner bestimmen, interessiert der Inhalt der verlinkten Website nicht. So wird Missbrauch möglich.

Anders als der Buchhändler vor Ort, der schnell entscheiden kann, ob er dieses oder jenes lieferbare Buch anbieten mag und ob er „Partner“ von Rechtsradikalen werden will, kann Amazon dies nicht. Denn, und das ist der einzige Grund dafür: Ein eigener Geschmack ist Amazon zu teuer, weil er die Personalkosten erhöht. Automatische Abläufe dagegen kosten nichts, höchstens ein bisschen was vom guten Ruf.

Dementsprechend wird Amazon auf die Proteste erst reagieren, wenn sie zu rufschädigend sind, und auch nur die Website der NPD Barnim-Uckermark wird davon betroffen sein. Bei dem nächsten rechtsradikalen Verein auf „Partner“-Suche wird Amazon wieder erst reagieren, wenn die Partnerschaft öffentlich gebrandmarkt wird. Solange verdienen beide Seiten aneinander. Auch in diesem Fall ist Kapitalismus gleichmacherisch.

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