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Originally posted by JimMacPhisto@3 Dec 2004, 10:15
Hmmm…ich bin absolut der Meinung, dass sie Platte sich nach den ersten beiden Songs gewaltig steigert B)
Liegt wohl daran, dass ich Vertigo als eines der schwächsten Stücke von U2 ausmache. Da wollen sie mir zu cool finden. Da haben sie aber schon bessere coole Stücke gemacht. Auch auf der neuen ;)Eins regt mich auch etwas auf. Dass die lieben U2-Nichtmöger ständig irgendeine negative Kritik aus anderen Quellen hier oder auch in anderen Foren reinsetzen.
Wenn ich wirklich Bock hätte, könnte ich jetzt eine Masse von positiven Reviews hier reinsetzen. Das wäre mir aber zuviel :P
Meinst Du jetzt mich?
Hier jetzt mal die lange Version meiner Kritik, aus persönlichen Gründen halt:
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Da liegt also die neue U2 überraschend in meinem Player und es ist wie man eine alte verflossene Liebe nach langen Jahren zufällig in der Stadt trifft. Man wollte sie schon längst vergessen haben und war vielleicht nur betont gleichgültig, sie gehört aber definitiv zu einem früheren Leben. Sie steht also vor einem und man wundert sich weil das Herz trotzdem schneller schlägt und man schaut interessiert in ein vertrautes Gesicht. So ähnlich ging es mir jetzt mit der neuen U2. Über die 90er hatte ich sie weitgehend erfolgreich ignoriert, das Herzblut war mit Achtung Baby schon weg und das frühere Leben mit Erscheinen von Zooropa beendet – einmal durchgeskipt, das wars. Was also hat einem die alte Liebe noch zu sagen?
Das anbiedernde uno, dos, tres am Anfang von Vertigo überhöre ich wohlwollend. Ansonsten rocken sie unerwartet gut und unkonventionell los, The Edge vergisst aber nicht ein Paar U2-typische Tupfer zu setzen. The miracle drug kann seine Urheber keinesfalls verleugnen und hätte jeder anderen U2-Platte gut zu Gesicht gestanden. Die Stelle mit „The songs in your eyes, I see them when you smile“, das sind die alten magischen kraftvollen Momente die ich an den Songs früher mochte.
Sometimes you can't make it on your own lässt mich ratlos zurück. Ein, vermutlich von Eno schwer aufgemotztes Rührstück, wo aber schon der Song an sich sehr kalkuliert klingt und bis jetzt kein Feuer bei mir entzündet hat. Ebenso kann Love and peace or else nicht überzeugen. Ich sag mal: Man wollte „mal was anderes machen“, endet aber als Füller. Und dann City of blinding lights: Uuuhh uuuhhh Oh you look so beautiful tonight, dazu das Edge-Stakkato, „New years day“-Klavier und treibender Rhythmus – nein, hier machen sie es sich einfach, so wird das nichts.
All because of you rockt dagegen drauflos, als gebe es kein Morgen. Hier wird nicht zuviel gewollt, sondern man spürt das sie Spass an der Sache haben. Kein Song für die Ewigkeit, macht aber Spass!. Danach gehts um A man and a woman. Der angenehme Midtempo-Song wird schön an den Refrain herangeführt. Unaufgeregt, keine Übernummer, aber ich höre es gerne. Leider stört mich etwas die zugekleisterte Produktion fürs das Pop-Radio(?). Im Prinzip gilt das auch für Crumbs from your table. Immerhin drei Songs nacheinander bei denen das Pendel auf die Plus-Seite ausschlägt und die für mich Grund sein werden, die Platte hier und da aufzulegen.
One step closer erscheint als die Ballade aus dem U2-Regal, brav, recht ideenarm und mit wenig Herzblut vorgetragen. Auch Original of the species wird wohl kaum in die Annalen eingehen. Es werden jede Menge alte U2 – Versatzstücke miteinander im Pop-Kessel verrührt. Den Rest erledigt (vermutlich) wieder mal Eno und stutzt das Ding radiotauglich zurecht.
In Yahweh singt er den lieben Gott an und der Song endet mit den Worten „Take this hearts and make them pray“ (meint Bono vielleicht sich selbst – Ok, war jetzt gemein) Was er mir damit bloss sagen? – keine Ahnung. Das Lied plätschert etwas dahin, tut aber nicht weh. Die Platte endet mit Flamenco-Touch und Sprechgesang, Fast cars ist jetzt nicht unbedingt der definitive Grund HTDAAB immer bis zum Ende durchlaufen zu lassen. Lassen wir's dabei.
Und das Fazit?
Nach langer Zeit freue ich mich wieder mal von der alten Liebe was zu hören und das klappte nur durch den Zufall, sonst wäre ich Ihr aus dem Wege gegangen wie die Jahre zuvor. Und es tut gut, das die Dinge die man früher liebte auch heute noch hier und da durchblitzen. Aber je länger man sich damit befasst, umso mehr fallen einem eben auch die Punkte ein weswegen es kein Happy-End gab. Also eine recht ordentliche Platte mit etwas viel Produktionsspeck auf den Rippen aber ohne echten Ausfall. Aber auch meilenweit von den echten Grosstaten entfernt als U2 zumindest zeitweise zu den besten Rockbands überhaupt gehörten und keiner sich der Wut und Wucht entziehen konnte. Sie sind halt keine 20 mehr und da legt sich die Wut eben etwas, ich werde ja auch nicht jünger. Nichts anderes konnte man erwarten.
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