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Faves #16
Don Gibson: Oh Lonesome Me / I Can´t stop Loving You 1959 D-RCA
Jetzt gerade beim Anhören finde ich die Flip-Side noch grandioser als den Titelsong. Hör-Augenblicke euphorisieren. Daran ist nichts Schlechtes.
Aber erst mal muss klargestellt werden: Diese beiden Songs sind auf einer einzigen Single. Und sie sind keine Coverversionen, sondern beides Songs von Don Gibson und beide sind auf dieser Single so im Original erschienen und beide schreiben seitdem Musikgeschichte. Jeder kennt sie natürlich, denn beide sind x-mal gecovert.
Nun höre höre ich die A-Seite und relativiere natürlich den Eingangsatz. Denn Oh Lonesome Me ist klar besser. Oder doch nicht? So viel zum Listenmachen! ;)
Nach seinem ersten Hit „Sweet Dreams“ von ´56 kam Don Gibson kurze Zeit später zu RCA unter die Fittiche von Chet Atkins und hatte dort eine Reihe großer Hits, angesiedelt in dem Zwischenreich von Country und Rock´n Roll, wovon dies der erste und größte(?) war.
Die Single ist ein grandioses Beispiel für die (Pop-)Musikalität der Zeit. Da waren durchweg Könner am Werk, die in jenen neuen Zeiten des Pop ihr Können mit den Bedürfnissen des riesigen neuen Marktes zu verbinden wussten, ohne auch nur einen Deut beliebig zu werden oder anbiedernd zu wirken. Man höre nur die unglaublich tolle Gitarre (ist sie von Atkins?) auf beiden Stücken, die rhythmische Straightness, den Verzicht auf vordergründige Vocal-Effekte. Die ersten Takte der Flip illustrieren das aufs Feinste. Das nur als Beispiel!
Elvis hat etwas anderes aus dem Song gemacht.
Francoise Hardy: Et Meme / Tout Me Ramène A Toi // C’est Le Passé / Apprends-le Moi 1964 F-Vogue
Ich gestehe: diese Platte hatte ich nicht auf dem Plan, aber letztens sah ich, dass Dylan sie wohl geliebt hat. Da soll sie doch hier nicht fehlen. Selbst wenn sie nur den Freunden des 60s-Single-Sleeve-Artworks als Augenweide dienen mag. Schön das Cover, nicht wahr?
Auch die Musik ist natürlich toll, was sonst. Es gibt kaum Schlechtes von ihr aus den 60ern. Zurückhaltende, emotional coole chansonhafte Musik, die kaum jemand so distanziert und gleichzeitig warm rüberzubringen wusste wie Francoise.
Das macht es wohl aus, dass diese Musik auch heute noch begeistert wie ein Truffaut-Film. Oder welcher Vergleich ist angebracht, Napoleon/Dead?
The Balloon Farm: A Question Of Temperature / Hurtin´ For Your Love 1967 US-Laurie
Das krasse Gegenteil von Francoise nun. Diese Musik schmeichelt nicht, eher tut sie ein bisschen weh mit ihrer schneidenden Gitarre, dem apokalyptisch anmutenden Gewieher, dem keuchenden Geiferer, der Atemlosigkeit des Rhythmus, was dem Song alles etwas derart Unbedingtes gibt, dass kein Weghören möglich ist. Einzig der leicht poppig bubblegumhafte Gesang wirkt versöhnlich.
Eine tolle, etwas spätere US-Garagen-Platte.
Meine Platte ist mint bis auf dieses verdammte wol (für Vinyl-Novizen: „wol“ steht für writing on label. Vorsicht also, wenn so etwas annonciert wird. Ein woc ist dementsprechend Schrift auf dem Cover.)
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