Re: Otis´ 7" Faves

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otis
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Faves #15

Go-Go´s: We Got The Beat / How Much More 1980 UK-Stiff
Go-Go´s: We Got The Beat / Skidmarks On My heart 1981 NL-Illegal Records

Die beiden Cover oben sind selbstverständlich nicht ohne besonderen Grund abgebildet. Das linke umhüllt die erste Single der Damen (auf Stiff), das rechte die etwas spätere Neuaufnahme für ihre Major-Company CBS mit dem Sublabel Illegal-Rec.
Jetzt kommt natürlich, was kommen muss, und alle immer wieder ärgert, besonders die, die solche ersten Platten nicht haben: ;) Die Stiff-Platte ist natürlich viel besser als die spätere CBS-Aufnahme. Sie ist natürlich auch viel seltener.
Ja, manchmal ist es wirklich so und dann des Sammlers Freude.
Den Titelsong, zumindest den Anfang, kennt jeder, der älter ist als Mitte/Ende Zwanzig, war er doch das Intro des 80er-Clip-Clubs „Formel Eins“! In der glatteren CBS-Version natürlich. Der Song selber ist ein Hammer-Beat/Rock-Song. Irgendwo oben habe ich schon geschrieben, dass ich oft meine Probleme mit so richtigen Rocksongs habe und sie im Grunde nur von Mädels ertrage, dann aber, wenn er wie dieser gemacht ist, besonders gern. Er hat Drive, er hat Power, eine tolle Dramaturgie, er hat absolute Klasse. Die Stiff-Version ist zudem deutlich härter, weniger „produziert“ als die spätere, was das Ganze erst richtig, richtig gut macht.
How Much More von der Stiff-Single wurde später ebenfalls noch mal neu aufgenommen und taucht ebenso auf dem ersten Album wieder auf. Auch dessen Direktheit ist dann geschliffen, verhallt und gerundet. Es ist ein genauso toller Song wie die A-Seite, wunderbare Melodien, klasse Harmoniegesang.
Waren die Stiff-Go-Go´s also noch eine echte Gitarrenband mutierten sie bei CBS/Illegal/I.R.S. zu einer Pop-Band, langsam zwar, aber unüberhörbar. Dennoch ist die erste LP von ihnen immer noch um Klassen besser als der Output der allermeisten Mädels-Bands. Mindestens auf einer Stufe mit der ersten Bangles. Unbedingt zugreifen, wenn ihr sie nicht schon habt oder keine Singles kauft.


Elvis Presley: Don´t be Cruel / Hound Dog 1956 D-RCA

Man versetze sich zurück in das Deutschland von ´56. Ein kleiner Teil der kleinen Welt redet hinter vorgehaltener Hand von einem gewissen Elvis, der gerade das prüde post-war-Amerika in seinen Grundfesten zu erschüttern scheint. Fernsehen haben die wenigsten hier, das deutsche Radio spielt keinen Elvis und BFBS und AFN sind Sender der Besatzungsarmeen. Ihr Wert wird erst in den nächsten Monaten und Jahren so richtig erkannt werden. Man dürfte also eher nur gemunkelt haben über diesen Burschen. Und das nur in den ganz coolen Kreisen. Zwar schafft es der junge Mann aus Memphis zu dieser Zeit sogar auf das Cover des „Spiegel“ und damit das halboffizielle Entreé in die aufgeklärten Bildungsbürgerstuben, doch jenes Magazin ist nun selber keinesfalls als Hüter des deutschen Nierentisches mit Hirsch an der Wand bekannt. Und die Jugend, die etwas auf sich hält, steht auf Dizzy oder Bird oder Miles.
Auch hießen die Plattenläden nicht WOM oder Saturn oder Musicland, sondern Elektro-Kaiser, Radio-Schnittke oder Musikalien-Meyer. Und die Besitzer waren Kaufleute, die vom Verkauf lebten, auch wenn sie womöglich in gewissen Fällen eher ungern verkaufen mochten, was da so manch einer kaufen wollte. Elvis und Haley-Platten zum Beispiel.
Zu jener Zeit also wurde in einem solchen Laden meine Don´t Be Cruel von einem jungen Mann (wahrscheinlich!) gekauft. Er hat sie nicht oft gespielt. Sie ist sehr schön erhalten, hat ihr Mittelstück und klingt noch fast wie damals im Laden. Mag er sie dort angehört haben? Oder hieß es von Frau Kaiser gleich: Anhören bei diesen Platten gibbet nich. Oftmals wurden sie ja auch nur auf Bestellung hin geordert und verkauft.
Als ich ein paar Jahre später selber zu beobachten und zu hören anfing, war die Welt um mich herum noch nicht allzu viel anders. Aber auch zu dieser Zeit faszinierte und packte mich sofort das wilde Hound Dog. Denn soo viel anders als die Jungs ein paar Jahre zuvor fühlte sich auch unsereins offenbar nicht.
Heute liebe ich das feinere Don´t be Cruel viel mehr.


Jimi Hendrix Experience: The Wind Cries Mary / Highway Chile 1967 D-Polydor

Ist diese Platte schön!
Das Gitarren-Akkord-Intro. So einfach und sanft und ungehört damals. Der wilde Jimi konnte also auch so etwas. Dann dieser wunderbare Song als solcher, mit Zeilen, die von Dylan stammen könnten. Das großartige Solo in der Mitte, welches ganz im Sinne des Songs gemacht und dennoch auch eine innovative Seite zeigt. Er konnte wohl gar nicht anders, als anders und neuartig zu sein.
Ich will mir Hey Joe jetzt gar nicht vorstellen, geschweige denn hören, wie es im Vergleich zu dieser Single abschneiden könnte. The Wind Cries Mary ist und war für mich immer mindestens gleichwertig. Und die anderen Sachen werden ohnehin nicht ganz mitkommen können. Trotz ihrer Klasse. Die Flip lässt den bluesigeren Hendrix, den Meister der Boogie-Gitarre hören. Großartige Platte, tolles Cover. Für mich ein Single-Highlight der 60s.

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