Re: Tom Waits – Real Gone

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hank-williams

Registriert seit: 07.04.2004

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Man soll und kann ja auch nicht immer nur loben, deshalb hier mal eine Platte, die nicht unbedingt zu meinen Liebsten gehört – das aktuelle Werk von Herrn Waits im ebenso aktuellen Song-für-Song-Selbstversuch:

Top Of The Hill **
Hoist That Rag ** 1/2
Sins Of The Father ***
Shake It ***
Don’t Go Into The Barn ** 1/2
How’s It Gonna End ****
Metropolitan Glide ***
Dead And Lovely **** 1/2
Circus * 1/2
Trampled Rose **
Green Grass ***
Baby Gonna Leave Me **
Clang Boom Steam * 1/2
Make It Rain *** 1/2
Day After Tomorrow ****

Für das nachträgliche Gedönse (welches in der Plattenbewertung aber nicht mit berücksichtigt wird) würde ich noch mal, unter Aufbietung meines ganzen Wohlwollens, zwei Sterne vergeben… Gott, wie ich diese Unart der Hidden Tracks hasse!!! (Wer ist daran eigentlich nur schuld? Ich habe ja Paul McCartney mit „Her Majesty“ in der „Abbey Road“-Auslaufrille in Verdacht… Weiß jemand Genaueres?)

Kurze Stellungnahmen zu einzelnen Stücken:
Hoist That Rag: „Temptation“ für Arme
Sins Of The Father: Gott, das nimmt ja gar kein Ende mehr! Viel zu laaaaaaaang!!! Nach spätestens fünf Minuten reißt mir eigentlich jedesmal der Geduldsfaden. Ich kann es nur unter Zahnschmerzen zu Ende hören. Aber was nimmt man nicht für einen sachlichen TÜV-Bericht alles in Kauf?
Don’t Go Into The Barn: Auch zu lang
How’s It Gonna End: dito
Metropolitan Glide: Das Lachen am Ende kommt gut.
Dead And Lovely: Bester Song des Albums, wenn auch nichts Neues. Ganz dem bekannten Waits-Kosmos verhaftet. Solche Lieder schüttelt Tom wahrscheinlich im Halbschlaf aus dem Ärmel.
Circus: Der letzte Waits-Spoken-Word-Beitrag, „What’s He Building?“ auf der „Mule Variations“, war schon nicht mehr als ein lauer Witz, der spätestens nach dem dritten Hören nur noch Langeweile hervorrief. Diese „Erzählung“ hier ist sogar noch schlimmer. Dann doch lieber „Frank’s Wild Years“.
Green Grass: Das zwischenzeitliche Gepfeife ist gut.
Baby Gonna Leave Me: Nervt auch nach spätestens eineinhalb Minuten. Wie vieles auf dieser Platte zu lang und auch zu monoton, da ganze Songs auf einer einzelnen musikalischen Idee basieren. (Der Otto-Normal-Durchschnittssong hat in der Regel immerhin schon drei solcher Ideen zu bieten: meistens eine für die Strophen, eine für den Refrain und eine für die Bridge.) Und es wird in der ständigen Wiederholung auch nicht eben besser.
Make It Rain: Gut. Wäre auch als Single denkbar, wenn es das nicht eh schon ist – bin da, ehrlich gesagt, nicht so auf dem Laufenden.
Day After Tomorrow: Nicht ganz „Take It With Me“, aber doch recht hübsch.

Macht in der Gesamtwertung für das Album wohl irgendwas zwischen zweieinhalb und drei Sternen. Da ich aber so ein netter Kerl bin, runde ich einfach mal auf drei Sterne auf. Das erfolgt allerdings nur aufgrund meiner schier grenzenlosen (und somit wohl unverbesserlichen) Sympathien für Tom Waits.

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„Kreuzberg ist so hart, dass sogar die Steine sagen: Wir sind zu weich für die Strasse. So hart ist Kreuzberg.“ (Catee)