Re: Bob Dylan – Highway 61 Revisited

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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1. Like a rolling stone (**** 1/2)
2. Tombstone blues (****)
3. It takes a lot to laugh, it takes a train to cry (*** 1/2)
4. From a buick 6 (***)
5. Ballad of a thin man (*****)
6. Queen Jane approximately (*** 1/2)
7. Highway 61 revisited (****)
8. Just like Tom Thumb’s blues (*** 1/2)
9. Desolation row (**** 1/2)

„Highway 61 revisited“ war, im Gegensatz zu etwa „Blood on the tracks“, nie eine Herzensangelegenheit. Es war das erste Album, das ich von Dylan kennenlernte – und wenn ich ehrlich bin, wäre es danach auch fast bei diesem geblieben. Ich fand es damals eher interessant, als gut – und auch heute stehe ich dem allem noch reichlich reserviert gegenüber. Mich fasziniert die Treffsicherheit in Dylans Texten, etwa die boshafte Abrechnung im Opener oder all die skurillen Einzelwelten von „Desolation row“ – und wie Dylan es schafft ein Album mit derart viel Text zu inszenieren, ohne mit seiner Stimme zu langweilen, ist mehr als faszinierend. Der Mann macht aus dem was er hat, mehr als das, was die meisten mit stimmlich größerem Spektrum je könnten.

Aber das ist eben nur die eine Medallienseite von „Highway 61 revisited“ – die andere liefert Musik, die dem, was ich schätze, nicht ferner sein könnte. Wenn der Folkie Dylan zurücktritt, offenbart sich bisweilen die ganze Welt des Bluesrock, in dem die Songs im gleichtrabenden Einerlei absacken und die Stimme zwischen Gitarren und harp absäuft. Dieses gesamte Instrumentarium bildet, etwa in „Just like Tom Thumb’s blues“ einen musikalischen Treibsand, der so unbändig zäh ist, dass ich die Texte nebenher lesen muss, um daran doch noch Gefallen zu finden. Gerade „Ballad of a thin man“ begeistert mich – denn er ist schlicht. Das ist „Desolation row“ zwar auch – hier tritt aber das zweite Trademark des Albums heraus: Er ist einfach viel, viel, viel zu lang. Ich habe nichts gegen lange Songs – und kann mich auch an dem großen Ausholen, etwa in „Isis“ oder „Idiot wind“ erfreuen – „Desolation row“ ist allerdings derart repetitiv und monoton, dass ich ab der siebten Minute aufwärts langsam zu gähnen anfange. Dass der Track trotzdem ziemlich faszinierend ist, liegt hier einzig an Dylans Fähigkeit eine Geschichte zu erzählen, die mich über die musikalischen Unzulänglichkeiten hinwegsehen lässt.

Keine Inselplatte, vier Sterne – mit viel Wohlwollen.

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Hold on Magnolia to that great highway moon