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1. Don’t panic (*****)
2. Shiver (****)
3. Spies (*****)
4. Sparkle (****)
5. Yellow (*****)
6. Trouble (*****)
7. Parachutes (****)
8. High speed (****)
9. We never change (*****)
10. Everything’s not lost (*****)
11. Life is for living (*** 1/2)
Musik wie ein Leuchtfeuer der Zuversicht in einer verbitterten Welt.
Coldplay zu hassen, sie langweilig, seicht oder rühselig zu finden, hat leider lange Tradition und sich längst zur müden Parole verselbstständigt, bei der alles, was nur entfernt schlecht ist, seine Wurzeln aber ganz sicher tief im Nährboden dieser Band geschlagen haben muss. Das ist traurig. Und ungerechtfertigt obendrein. „Parachutes“ ist eine umwerfend schöne Platte – und sie ist frei von jeglichen Plattitüden und Fettnäpfchen, die man sonst nur allzu oft vorfindet. Coldplay haben ein ganz besonderes Händchen für herzergreifende Melodien, diese Songs klingen bereits dann tröstlich, wenn man noch nicht einmal traurig ist. Sie sind wie das Knistern im Feuer, oben am Gipfel des Berges, an dem man irgendwann ankommt, nach langen Tagen, in denen Eis und Schnee noch den Körper unbarmherzig durchgefroren haben. Es ist bezeichnend, dass Martins auf diesem Album eigentlich nur einem Thema Raum gibt: Und das ist Zuneigung in allen Schattierungen. Die Personen in seine Geschichten schicken denen, die Vergangenheit geworden sind, noch ein treuherziges Wort in den Wind, sie schwören auf die Hoffnung, glauben an eine bessere Welt, sind dabei aber nie wichtig oder bedeutend. Martins Worte sind politisch, in der einen Erklärung, dass Frieden immer mit einem Lächeln beginnt. Und Mut zu großen Gefühlen nie seicht sein wird. „Parachutes“ vereint zehn Tracks, die wie aus einem Guss sind – mir gefallen diese leicht schwingenden Gitarren, die gesamte Ästhetik des Albums mit seinen dunklen, sinnlichen Orten, als habe man das Album auf dem Dachboden aufgenommen, in London, um Mitternacht, bei ganz schwachem Licht. Diese Platte ist einerseits zutiefst lebensbejaend, sie ist dabei aber auch ein wenig unheimlich – in „Sparks“ schwebt soviel Wehmut, dass die Luft im Raum eindickt, in „Spies“ gehen Spione und Geister in tiefster Nacht ums Haus, bis sie von den Laternen am Morgen verscheucht werden. Alles, was diese Aufnahme ausmacht, ist aber in „We never change“ gebündelt. Martins allein vor einer gefühlsstarken Gitarren, Unsicherheit liegt hier in den Wänden, ehe sich alles in unmissverständlicher Klarheit auflöst: Es braucht nicht viel im Leben. Ein hölzernes Haus, ein gutes Herz an der Seite, ein paar gute Freunde – und Inspiration. Und ein Ort, wo am Morgen noch die Sonne zu sehen ist. „I wanna live where the sun comes out.“
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Hold on Magnolia to that great highway moon