Re: The Beatles – Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band

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herr-rossi
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Mod-PaulEben. Und in `Lucy`haben wir neben den raffinierten Harmonien Tempi- und Taktwechsel (3/4 -> 4/4). Für damalige Verhältnisse sehr ungewöhnlich. Deswegen habe ich auch bewusst u.a. dieses Stück als Beispiel für den kompositorischen Sprung gewählt.

Einen ungewöhnlichen Tempi-Wechsel gab es auch schon bei „We Can Work It Out“ und „Strawberry Fields Forever“, das einige Monate vor „Sgt. Pepper“ erschien, empfinde ich als weit origineller bzw. „Lucy“ als einen sehr bemühten Versuch, daran anzuknüpfen. Für damalige Verhältnisse klang „Lucy“ wirklich nicht so weit draußen, wir reden immerhin vom Sommer 1967. Hätten sie 1963 mit „Lucy“ debütiert, sähe es anders aus.

Aber es gibt leider auch Leute, die sich anmaßen über solche Alben zu urteilen, aber überhaupt nicht in der Lage sind zu erkennen, was da im einzelnen musik- und produktionstechnisch passiert. Und man kann fast jeden Track von Sgt. Pepper nehmen und aufzeigen, was die Beatles und das Produktionsteam da erschaffen haben. So etwas hat es in dieser geballten Form bis zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben. Ob man die Beatles nun mag oder nicht ist eine Sache, die andere aber ist zu akzeptieren, dass es sich bei diesem Album tatsächlich um einen Meilenstein der Popmusik handelt.

Hier geht es um subjektive Wertungen und nichts anderes. Ein Album ist nie ein „Meilenstein“ aus sich heraus, sondern weil Menschen darüber reden, schreiben, streiten. Deswegen gehört die „Sgt. Pepper“-Skepsis zum Mythos dazu. Geh mal davon aus, dass auch den Skeptikern bewusst ist, welcher Aufwand hier betrieben wurde. Steht ja nun auch überall zu lesen … Aber war enormer Produktionsaufwand nicht mehr so ungewöhnlich zu dieser Zeit, denk nur mal an die Aufnahmen von Phil Spector. Und wieviel Zeit hatte ein Jahr zuvor Brian Wilson mit der Produktion einer einzigen Single verbracht und wer hätte jemals zuvor einen Track wie „Good Vibrations“ gehört? Man sollte „Sgt. Pepper“ nicht aus dem historischen Kontext reißen.

Wenn man vom Meilenstein spricht, könnte man auch mal fragen, welche Wirkung speziell „Sgt. Pepper“ eigentlich auf nachfolgende Musiker hatte. Mir fällt da nicht so viel zu ein. Die Beatles natürlich – aber „Sgt. Pepper“? Wenn junge Musiker sich in den letzten Jahrzehnten von einem Album des Jahres 1967 beeinflussen ließen, dann war es sicher nicht das mit dem Suchbild, sondern das mit der Banane auf dem Cover.

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