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Anonym
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Naja, der Inbegriff von Rock’n’Roll ist SP wohl nicht gerade, aber ein Monster, das so was wie die Mutter aller Aufblähungen, Größenwahnsinnigkeiten, Verstiegenheiten einer ursprünglich mal reinen, direkten, zupackenden oder gar „unschuldigen“ Pop-Kultur war? Was für ein Popanz.
Mag sein, dass das damals manche so wahrgenommen haben – aber das ist für mich ein weiterer Beweis, dass man sich auf Zeitzeugenstimmen nicht zu sehr verlassen sollte. Was weiß ich, was für Grabenkriege, Frontverläufe und ideologischen Projektionen damals den Blick getrübt bzw. das Ohr verstopft haben – wenn ich die Platte heute anhöre, kann ich das jedenfalls nicht mehr nachvollziehen, ich glaube, man kann die Platte heute besser einordnen in ihren Verdiensten und Beschränktheiten, ihrem Charme und mit ihren Schwächen. Ich höre 13 Lieder mit größtenteils eingängigen und sangbaren Melodien, von den 13 Liedern sind 8 kürzer als drei Minuten und nur zwei einen Tick länger als 5 Minuten, das ganze dauert nicht mal 40 Minuten – also, für mich ist das schlichtweg Pop, und alttestamentarische Sündenfalls-Verdammungen gegen diese Platte finde ich aus historischer Perspektive reichlich lächerlich.
Okay, so was wie When I’m sixty-four ist natürlich so ziemlich das Gegenteil von „Sei jung, lebe wild und gefährlich im Hier und Jetzt“-Klischees – die Musik ist nostalgisch und auf charmante Art „altmodisch“, der Text handelt vom Älterwerden. Im Sommer ein Cottage mieten und die Enkel auf dem Schoß sitzen haben. Das ist natürlich nicht direkt dasselbe wie „hope I die before I get old“. SP ist nicht rebellisch, sondern verspielt, stellenweise auch etwas leichtgewichtig, albern, kindisch womöglich – aber ist das denn so schlimm?
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