Re: The Beatles – Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band

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Cookie Pusher

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An den Beginn stelle ich ein Zitat von John Lennon: „Sgt. Pepper“ ist Paul nach einer Amerikareise, während der er feststellte, dass die Bands dort neuerdings Namen wie „Fred and His Incredible Shrinking Grateful Airplanes“ hatten. Die Beatles hatten Timothy Leary wahrgenommen. Vieles, was auf dem Album erschien, war dann auch eine Reaktion auf bereits Geschehenes und nicht ausschließlich dem Blick in die Zukunft geschuldet. Natürlich wollten sie sich als Band weiterentwickeln, Verantwortung für die spätere Entstehung von z.B. Prog-Rock geht für mich jedoch damit nicht einher. Die Ingredenzien dafür waren teilweise andere, nur eine gewisse Schnittmenge kann man sicherlich ausmachen.

Ein maßgeblicher Punkt in der Entstehung dieses Albums war natürlich, dass die Beatles vom Touren loskommen wollten, also haben sie sich wohl gesagt, wir machen etwas, dass live ohnehin nicht reproduzierbar ist.

George Martin und Paul McCartney diskutierten dann sicherlich auch über ein Gesamtkunstwerk. Und wer die Beatles, wie sie bisher oder sagen wir vor „Rubber soul“ den Fans erschienen, liebte, wo fast jeder Song eine potentielle Single sein konnte, hatte dann per se Schwierigkeiten, ein Gesamtkunstwerk zu goutieren.

Sgt.Peppers ist in meinen Ohren absolut kein psychedelisches Album. Natürlich war z.B. der Bezug von „Lucy in the sky with diamonds“ zu LSD immer wieder gerne diskutiert worden. Die Band hatte jedoch immer die passende Gegenerklärung parat. Paul’s Idee von der fiktiven Band interessierte insbesondere George und John nur wenig.

Was kam schließlich heraus, als die Beatles mit dem fertigen Album aus den Studios kamen:

Ein Album einer Band, die schon zuvor nicht still stehen konnte und viele Eindrücke in sich aufsog, wobei jedes einzelne Bandmitglied unterschiedliche Sichtweisen einbrachte. Dieses Sammelsurium an Ideen traf dann auf einen Produzenten, der schon mit vielen Dingen experimentiert hatte und die Beatles waren nun bereit, all das in das Album zu investieren. Ist ihnen das zum Vorwurf zu machen, vor dem Hintergrund, dass sie die neuen Songs nicht mehr live aufführen wollten? Nein. Das „Strawberry Fields Forever“ und „Penny Lane“ vorab als Single veröffenlicht wurden und entschieden wurde, dass sie nicht auf dem Album landen, ist wohl der Ungeduld der Plattenfirma zuzurechnen. Den Songs kann man natürlich vorwerfen, dass sie (häufig) Hirngespinste sind, die keinerlei autobiografischen Bezug haben. Natürlich sind sie oftmals naiv und kindlich. Natürlich sind sie detailverliebt. Ich kann daran nichts Abstoßendes finden. Und in meinen Ohren hat das Album auch substantielle Songs.

Im Einzelnen:

Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band: „They’re guaranteed to raise a smile“. Yeah. Der Song rockt einfach auf simple Art trotz der Anreicherung mit verschiedenen Gimmicks. Prädestinierter Opener. *****

With a little help from my friends: Der Song macht mich auch heute noch einfach happy. Und zwar nur in dieser herrlich poppigen Originalversion. Auch den Übergang von Song 1 zu Song 2 finde ich groß. *****

Lucy in the sky with diamonds: Natürlich geht es um den Marmeladenhimmel, um die Augen eines Kaleidoskops, um Mandarinenbäume und Plastik-Pförtner. Kinderphantasien halt und wunderbar geschmackvoll instrumentiert. Ich liebe den Song, *****

Getting better: Der Song hat seine Provenienz natürlich im Macca-Pop reinster Prägung. Mir gefällt auch diese Diskrepanz zwischen der Story eines Mannes, der eigentlich nichts richtig auf die Reihe bekommen hat, so dass folgerichtig künftig alles besser werden musste und dem Pop-Appeal des Songs mit Handclaps, den Vocal-Einschüben und den schönen Basslinien. ****

Fixing a hole: Weiß nicht, ob Paul die Idee zu dem Text wirklich kam, als er eigenhändig eine Reparatur an seinem Haus vornahm, aber es ist another small piece of Pop from McCartney. Nichts Herausragendes, aber auch nicht farblos. „I’m painting my room in a colourful way and when my mind is wandering there I will go.“ ***1/2

She’s leaving home: Im Gegensatz zu Jan W. gefällt mir der Song sehr gut. Sowohl von der Instrumentierung (auch und gerade die Streicher) als auch von der Geschichte über eine Ausreißerin und die verständnislosen Eltern, deren Kommentare geschmackvoll eingearbeitet sind. ****1/2

Being for the benefit of Mr. Kite: John Lennon fügte für diesen Song nach eigenen Angaben Announcements aus einem antiquierten Zirkusplakat zusammen und sagte hernach, es sei eine eher schnelle, mechanische Arbeit gewesen. George Martin erwähnte, dass John Lennon zum Sound und zur Produktion nur anmerkte, es müsse Zirkusatmosphäre spürbar sein beim Hören des Songs. Ist gelungen und passt natürlich wunderbar auf genau dieses Album. (Achtung Konzept!). ****

Within you without you: George Harrison zwischen Indien und Haight Ashbury. John liebte diesen Song. Ich meine, George war zu anderen, größeren Leistungen fähig. **1/2

When I’m sixty-four: Ein Song, der wohl zumindest fragmentarisch wesentlich eher (zu Cavern-Club-Zeiten) entstanden ist als zu den Sessions dieses Albums. Klassisch McCartney, wobei mir nicht klar ist, mit welchen Gefühlen für das Altern er diesen Song damals wirklich schrieb. ****1/2

Lovely Rita: Auch mit diesem Song wurde erheblich experimentiert (Klaviersound, das Outro mit den verhallten Stimmen). Bleibt dennoch in guten Ansätzen stecken.***1/2

Good morning, good morning: Hier bin ich auch der Meinung, dass Paul’s Bass das Sahnestück dieses doch mitunter eher uninspirierten Stückes ist. ***

Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Reprise): Der kleine aber feine Dreh am Anfang (Hahnenschrei/Gitarrenton) ist witzig. Ansonsten halt konzeptionell das Outro („It’s getting very near the end“), aber the best was yet to come… ****

A day in the life: Wichtigtuerisch sei er, habe ich hier irgendwo über den Song gelesen. Meinetwegen. Wer das komponiert, darf wichtig tun. Ein Wort: Genial. *****

Insgesamt natürlich nicht das absolute Highlight im Beatles-Katalog. Aber sehr gut allemal. Ich bekomme gute Laune, jedes Mal wenn ich das Album auflege. Zuletzt heute überprüft. Die Beatles haben sich gefragt was möglich ist und sich dann auf die Möglichkeiten eingelassen. Dafür wird keinerlei Vorwurf meinerseits kommen. Ein bunt schillerndes Album mit kleineren Abstrichen. „Strawberry Fields Forever“ und „Penny Lane“ statt „Within you without you“ und „Good morning, good morning“ und die Höchstwertung ware unvermeidlich gewesen. So ****1/2.

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