Re: The Beatles – Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band

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ah-um

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Go1Man kann den Spruch als Gleichnis verstehen: Eddie Cochran steht darin für die Werte des „wahren“, wilden, aufsässigen Rock ’n‘ Roll auf der Suche nach Teenage Kicks; Sgt. Pepper’s gut zu finden steht für die Verneinung dieser und die Bejahung anderer Werte: Freude am nostalgischen Mummenschanz, biedere Idyllik („When I’m sixty-four“), Musik, die auch dem Musiklehrer gefällt, anständig ist, die Dominanz von Produktion und Aufmachung über die Songs usw.

Dass es sich hier um eine Metapher handelt, ist mir durchaus nicht entgangen. Anspucken steht gemeinhin für tiefe Verachtung. Und das halte ich in diesem Zusammenhang für viel zu radikal und drastisch, ja sogar für im Ansatz verfehlt.
Man braucht nicht Sgt. Pepper zu hassen um Eddie Cochran zu schätzen oder umgekehrt. Im Gegenteil: Beides ist gute Musik und sollte gehört werden.

Überhaupt: Aufsässigkeit ist auch nur ein Aspekt des Lebens (und damit der Kunst). „Idyllik“ ist ein anderer, und auch dieser hat seine Berechtigung. Ich habe jedenfalls keine Lust, bis ans Ende meines Lebens irgendwelche Adoleszenz-Konflikte auszutragen (und im Übrigen auch kein Bedürfnis; diese Konflikte haben sich irgendwann von selbst verflüchtigt). Das mag mancher für spießig halten oder als Wischiwaschi-Liberalismus missverstehen. Sicher jedenfalls disqualifiziert mich das als „wahren“ Rock’n’Roller. So what?
Den Glauben an die ewigen Wahrheiten des „echten Rock’n’Roll“ und auch sonstige Absolutheitsansprüche habe ich schon lange verloren und bin nicht mehr bereit, dafür in irgendwelche Auseinandersetzungen zu ziehen.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)