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otisIch kann Mistas Beschreibung deshalb sehr gut nachvollziehen. Ich selbst habe das Album am Anfang übrigens nur häppchenweise kennen gelernt.
Nein, es ist keine Dekonstruktion des Albums, sondern eine des Mythos.
Das Album war schon vorher klein, das muss man nicht klein reden. Aber gegen den Mythos anzukämpfen, der fast automatisch einen ***** daraus macht, und wehe nicht, das ist ziemliche Arbeit.
Das mit dem Mythos sehe ich ganz genauso.
Noch ein paar Gedanken dazu: Simples Nachrechnen brachte mich jetzt zu der Einsicht, dass ich beileibe kein Kind mehr war, sondern schon 15 Jahre alt, als Pepper’s veröffentlicht wurde. Na gut!
Und das Album war wirklich von Anfang an kein Mythos, da hat Otis völlig Recht. Es war schon immer umstritten. Man muss sich wohl zwei Dinge vergegenwärtigen:
1. es war die Zeit von Flower Power, es gab viele tolle Singles, aber auch viel Klingeling und musikalischer Firlefanz, was recht schnell nervte.
2. die technischen Möglichkeiten was die Produktion von Platten betraf, änderten sich ständig, und es wurde viel ausprobiert. Manchmal zuviel.
Sgt. Pepper fiel genau in diese Zeit und wenn ich anfangs auch sehr beeeindruckt war, von dem was ich da hörte, so mischte sich doch schnell Enttäuschung hinzu, denn das Album nutzte sich unglaublich schnell ab. Und es ließ viel vermissen, weswegen ich die Beatles so schätzte: der Klang einer Band, die stimmigen Gitarren, der tolle Harmoniegesang – alles weg! Auch schon fast nicht mehr hörbar bei der Single „Strawberry Fields“/“Penny Lane“ – eine Lennon-Seite und eine McCartney-Seite – aber keine Beatles! Uns so ging das weiter. Jeder der Beatles machte sein Ding und versuchte, den jeweils anderen zu übertreffen. Und nicht durch gutes Songwriting, sondern durch möglichst aufgemotzte Produktionen. Es war kein Wunder, dass ich mich schnell anderen Sachen zuwandte – und davon gab es 1967 genug. Wesentlich spannendere Alben, die man erst finden musste. Meinem Freund Hajo, der zwei Jahre älter war als ich, bin ich deswegen zu ewigem Dank verpflichtet, weil er mich auf Musik aufmerksam machte, die mir wohl sonst erstmal verborgen geblieben wäre: Velvet Underground, Moby Grape, Tim Buckley, Pink Floyd, The Doors, Jefferson Airplane, Jimi Hendrix. Sgt. Pepper’s war sehr schnell vergessen.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)