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Im Ernst: es dürfte alles gesagt sein über diesen aufgeblasenen Unfug. Nichts anderes ist „Sgt.Pepper“. Operettenuniformen unter Marmeladenhimmel. Dazu lauter schlechte Songs plus „A Day In The Life“. Das ist als Song zwar ebenfalls insubstantiell, aber immerhin großartig inszeniert. Zur Rolle, die das vermaledeite Album pophistorisch spielte, schrieb mein Freund Billy Miller richtig: „Wer dieses Machwerk kauft, spuckt auf das Grab von Eddie Cochran“. Joe Strummer diente das Album als Lackmustest für neue Bekanntschaften. Wer sich als Fan der LP outete, war für Joe persona non grata. Probat. Übertrieben? Nein, denn „Sgt.Pepper“ markierte den Anfang vom Ende, öffnete das Tor für Pomp & Circumstance. Für Pop im Feuilleton. Und im Musikunterricht. Für Prog. Und allerlei prätentiöses Plustern. Kurzum: deplorabel.
Wer eine bestimmte Platte mag, mit dem will ich nichts zu tun haben? Plattenkauf als „Spucken auf Gräber“?
Spießig?
Etwas mehr Lockerheit und Ideologieabbau sind hier m.E. dringend angezeigt. Stellt man Eddie Cochran im Plattenschrank direkt neben „Sgt. Pepper“, zeigen sich keine Abstoßungsreaktionen und niemand kommt zu Schaden. Und man kann sogar noch gleichzeitig The Clash hören.
Nochmal: Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass „Sgt. Pepper“ hier zu einem Popanz aufgebaut wird, um ihn dann um so genüsslicher einreißen zu können. Dabei ist es eigentlich bloß eine freundliche Pop-Platte mit einem gewissen Überschuss an Firlefanz und auch nicht dem allerbesten Songmaterial aus der Karriere der Beatles (und Harrisons wirklich grauenvollem Raga-Schwurbel). Unterm Strich viel Pop, wenig Prätention.
Wenn irgendein Track wirklich in die Nähe des Prätentiösen gelangt, dann sicherlich „A Day In The Life“. Und ausgerechnet der wird von den Kritikern immer ausgenommen. Diese Ausnahme ist umso unverständlicher, als es sich bei „Stg. Pepper“ um ein in Ausdruck und Produktion sehr einheitliches Album handelt (ich vermeide hier den Begriff „Konzept-Album“).
Bedauerlich ist allerdings in der Tat, was weniger Begabte dann an psychedelischen und „progressiven“ Ergüssen folgen ließen. Aber das wäre ein neues Kapitel.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)