Re: The Rolling Stones – Dirty Work

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wahr

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nail75Die Frage wurde ja bereits beantwortet, wie ich gerade sehe. Es gibt wirklich besseren Psychedelic Rock als Satanic.

Dirty Work macht mir keine Freude …

Das ist das Gute an DW: Es will gar nicht erfreuen. Die Protagonisten waren offensichtlich nicht in harmonischer, erfreuter Stimmung und konnten deswegen auch nicht die rollende Stones-Maschine anwerfen. Dass die Band ihren Grimm nicht überspielt, sondern ihn großenteils aggressiv nach außen getragen hat, macht DW eben interessant.

Bei mir war es übrigens nicht so wie bei Dennis Blandford und Clau: Ich habe bei Erscheinen DW nicht gehört, weil ich keinerlei Interesse daran hatte. Trotzdem kann ich die „kalte Aggression“ auch mit heutigen Ohren noch nachvollziehen. Ist eben der Zeit geschuldet, aber auch ganz besonders den persönlichen Streitigkeiten von Jagger und Richards. Die Produktion versucht gar nicht erst, da irgendwas zu kaschieren, das finde ich toll. Die Rocker sind wirklich kantig und roh, sie scheren sich nicht um schmeichelnde Hooks und andere nette Beschwichtigungsversuche. Ich bezweifle, dass unter den Gegebenheiten „bessere“ Songs überhaupt effektvoller gewesen wären. Gerade das abweisende, schroffe Gebelle einiger Songs macht doch die Faszination von DW aus. Was sollen denn da sorgfältig durchkomponierte Songs noch bewirken? Die etwas runderen Nummern zwischendurch (unter anderem durch den „zugekauften Soul von Bobby Womack“ – großartig formuliert, Dennis) dienen dann dazu, das Gekloppe und Zerfurche etwas abzumildern und DW kommerziell nicht in die ganz große Totalkatastrophe schliddern zu lassen.

Als ungemütlichstes Album der Stones finde ich es momentan interessanter als das ewig gleiche Abfeiern der üblichen Verdächtigen. Habe ich auch die letzten Tage gemerkt, als ich mich mal wieder einem ihrer „Klassiker“ annahm. Das macht DW nicht zum besten Stones-Album, aber für mich zumindest zu einem, mit dem man sich sehr lohnend beschäftigen kann. Die vier Sterne, die ich vergab, haben wir uns redlich verdient – also die Platte und ich. :)