Re: The Rolling Stones – Dirty Work

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j-w
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maximum rhythm & blues

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Seite A:
01. One hit (to the body) *****
Die Platte beginnt mit der besten Nummer, die die Stones in den 80s aufgenommen haben. Auf den Alben Emotional Rescue und Tattoo you sind zwar noch bessere Tracks, aber die wurden noch in den 70s aufgenommen. Die Gitarren sind schon mal der Hammer. Keiths Tele klingt hier so bedrohlich wie später nie wieder. Wood, von dem auch ein großer Teil der Inspiration stammt, spielt hier eine Westerngitarre und Jimmy Page brachte seine B-Bender-Telecaster mit in das Studio, auf der er dann ein ziemlich cooles Solo spielt. Und Jagger? Er singt tapfer gegen die bösen Gitarren den bösen Text über den dritten Weltkrieg, der damals zwischen Jagger und Richards tobte. Der Song kam relativ selten zu Live-Ehren, so wie überhaupt Dirty Work wohl neben Their Satanic Majesties das Album ist, das am wenigsten auf die Bühne gebracht wurde. Keith behauptete, das wäre eine Platte gewesen, die wenn die Stones mit ihr auf Tour gegangen wäre, deutlich höher geschätzt würde – wir werden es nie erfahren.

02. Fight ***1/2
Ein Song von Keith, der vom Songwriting dieses Album stärker prägt als die davor und danach. Wieder geht es um Gewalt und das wird musikalisch auch umgesetzt, wenn auch nicht so grandios wie auf dem Opener. Den tollen Bass spielt übrigens Ron Wood. Hätte live vielleicht sein volles Potential entfacht, der Song klingt zwar kraftvoll, aber ist vom Songwriting her nicht so einfallsreich wie das, was wir von den Stones sonst gewohnt sind.

03. Harlem Shuffle ****
Es war auch hier Richards, der Jagger diese Coverversion ans Herz gelegt hat. Angeblich hatte er ihn jahrelang immer wieder in passenden Gelegenheiten darauf angesprochen. Ausgerechnet jetzt, wo ihr Verhältnis so schlecht war, ging er darauf ein und man einigte sich sogar darauf, den Song zur Vorabsingle zu wählen – die erste Coverversion seit 1974 (Ain’t too proud to beg) auf einer Single (lässt man die Auskopplungen von Still life einmal aus) und auch ein großer Hit in Deutschland, der mit #11 so hoch stieg wie seit Angie keine Stones-Single mehr und auch danach keine. Live kam der Song 89/90 auch zu Ehren. Keith hatte recht, die Nummer funktioniert gut für die Stones, sowas kann man mal machen.

04. Hold back **1/2
Ein wüster Rocker, auf dem Ivan Neville Bass spielt. Charlie haut wie besessen auf die Snare und die Band haut auf den Putz. Trotzdem kein großer Wurf. Da versuchen die Stones zu rocken. Sie sind besser, wenn sie versuchen zu rollen!

05. Too rude ***1/2
Die zweite Coverversion auf der Platte, diesmal ein Reggae von Half Pint, den Keith singt und zusammen mit Wood, der hier sowohl Gitarre, Bass als auch Schlagzeug spielt, aufnimmt. Um das nötige Quentchen Jamaica auf die Aufnahme zu bekommen, singt Jimmy Cliff im Background mit. Den Song haben die Stones nie live gespielt, aber Keith hat ihn mit den X-Pensive-Wino live gespielt – und die mussten sich anstrengen das besser hinzubekommen als Woodie auf der Studioaufnahme!

Seite B:
01. Winning ugly ****
Seite Zwei gehört zunächst Jagger. Winning ugly ist ein schneller Shuffle, der wieder nicht Wyman am Bass hat – hört man sich den Basspart an, kommt man auf die Idee, dass der eigentlich wie gemacht wäre für Darryl Jones – trotzdem wurde der Song nie live gespielt. Schade eigentlich. Die 12″ mit zwei längeren Remixen ist zwar sauteuer, aber wer sie bekommt, wird wirklich mit tollen Mixen belohnt!

02. Back to zero ***1/2
Für mich jetzt beim Wiederhören die größte positive Überraschung. Ich hatte den Song ganz weit hinten in meinem Stonesranking, aber er gefällt mir mittlerweile ziemlich gut. Auch Jaggers Nummer, wieder ohne Wyman, der wohl damals die Zeit lieber mit der jungen Mandy Smith verbrachte. Er ist überhaupt nur auf drei Songs des Albums zu hören.

03. Dirty work ****
Einer der wenigen Songs auf dem Album, auf dem die ganze Band zu hören ist. Die Stones spielen nochmal in dem Modus, den sie zwischen ’77 und ’80 so erfolgreich zum Besten gegeben haben. Sehr schön. Auch nie live gespielt. Nicht schön.

04. Had it with you ****1/2
Noch besser. Diesmal ganz ohne Bass. Die Gitarren webten einen Teppich, der bereits dicht genug war und den Bass einfach nicht mehr brauchte. Jagger spielt Harp und Woodie spielt Saxophon. Da heißt es immer, Brian Jones wäre derjenige bei den Stones gewesen, der fast alle Instrumente spielen konnte. Auf dieser Platte konnte Wood mal zeigen, was er alles drauf hat. Respekt! Leider auch nie live gespielt…

05. Sleep tonight ****1/2
Zum Schluss eine Ballade von Keith. Wie auf Emotional Rescue und auch den LPs danach. Und es ist eine der besseren. Auch wieder nie live gespielt. Ein Jammer. Sehr schade. Ganz zuende ist die Platte damit noch nicht, kurz vor der Auslaufrinne hört man noch den 1985 verstorbenen Ian Stewart wie er „Key to the highway“ spielt. Um diese Aufnahme herum hätten die Stones auch noch eine Bandversion machen können. Dann hätte sich Charlie mal zur Abwechslung nach Stu richten müssen. Hätte ihn postum bestimmt gefreut…

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue