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AntonyUnschlüssig deshalb, weil Sing Another Song, Boys und Diamonds In The Mine für mich aus dem Rahmen fallen. Ersteres tönt mir nach einer etwas unprofessionellen Liveaufnahme, gewinnt aber durch Cohen’s gesangliche Authenzität, letzteres wirkt mir dagegen lustlos und durch die schlimmen Frauenchöre so, als wenn die Plattenfirma unbedingt noch was fröhliches auf die Platte packen wollte (kann mir den Song bis heute nicht anhören). Ohne die beiden Songs wäre die Platte eine melancholische, geschlossene Einheit für mich.
Ich mag ungern frotzeln, aber offensichtlich hat Dich eine Auseinandersetzung mit der Aufnahme nicht wirklich gereizt? Ich glaube nicht, dass „die Plattenfirma unbedingt noch was Fröhliches auf die Platte packen wollte“, da „Diamonds in the mine“ nicht, aber auch wirklich gar nicht fröhlich ist. Ganz im Gegenteil: Cohen lässt hier die Welt brennen, jede einzelnde Praline aus seiner Box fallen und alle Diamanten aus den Mienen verschwinden; er lässt untreue Männer im Liebesspiel wie Gladiatoren in die Arena ziehen und Frauen ungeborene Kinder töten. Und dazu gibt es einen trockenen, beschwingten Bass, aufgebrachte Chöre, die mit unerbittlicher Gleichgültigkeit die Botschaft überbringen – und Cohen selbst, der so bösartig, wie luzide krächzt (lustlos?!). Alles sitzt hier an seinem Platz und jeder Ton passt zu dieser Aufnahme, „Diamonds in the mine“ ist im Grunde nur eine andere Interpretation eines Themas, das Cohen hier öfters ausbreitet. Etwas Ähnliches gab es zudem auch zum Ende von „One of us cannot be wrong“ und „Lady Green Sleeves“ und ist bei Cohen fast schon ein Stilmittel. Ich würde empfehlen, den Track nochmal aufmerksam zu hören.
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Hold on Magnolia to that great highway moon