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IrrlichtIch bewerte Kunst immer als Gesamtwerk. Aber wo Du die Entstehung des Albums ansprichst: Ich habe erst gestern einen sehr köstlichen Verriss des Albums gelesen, der dahin gehend ist, dass die wirkliche Großtat des Albums eigentlich die ist, dass The Rolling Stones sich mit „Exil on Main St.“ mehr auf Studiomusiker verlassen mussten, wie auf jedem anderen Album. Meine Wahrnehmung ist bislang ebenso die, dass dieses Album tatsächlich als Gesamtwerk funktioniert, erstaunlich, da es im Grunde kein wirkliches Konzeptalbum ist, sondern das Ergebnis von zahllosen Sessions und Streitereien zwischen Keith, der nur selten für ein paar Takes hereinschneite und Jagger, der immer wieder das Ruder übernehmen musste. Das Songmaterial finde ich meistens dennoch verblüffend gut – die Produktion der Songs hingegen nicht.
In mir dreht es sich gerade. Wer hat denn das geschrieben? Wenn man mit Pink Floyd oder Genesis Ohren rangeht (Hi Tom :wave:), mag das alles stimmen. Das sind dann aber Leute, die sich mit der Chemie der Band nicht auskennen und nicht wissen, wie die Stones von je her funktioniert haben. Die Produktion von EOMS ist großartig und absolut stimmig, weil sie den ganzen Entstehungsprozess widerspiegelt. Und das mit den Gastmusikern ist ausgemachter Blödsinn. Die Stones hatten vorher und nachher immer Gastmusiker im Boot. Solche Verisse, die insbesondere von Unkenntniss zeugen, kann ich nicht ernstnehmen. Und mit Einflüssen wie dem von Gram Parsons können nur Ignoranten ein Problem haben.
IrrlichtIch finde es bezeichnend, dass ich in diesem Forum selten zu Konsenswerken einen fundierten Text lese, sondern die Anhänger meist in Gedenkstille verfallen und sich allenfalls zu „Das ist so groß, hörst Du das etwa nicht?“ Statements oder leeren Hülsen – wie Verweisen auf irgendwelche Essenzen, Konzepte und Entstehungsgeschichten – hinreißen lassen. Oder eben der Tatsache, dass das doch schließlich „fast alle so hören“. Das ist mir egal. Und zumindest daran wird sich auch nichts ändern.
Ich habe nichts gegen Deine Interpretationen bzw. Kritiken, die mich i.d.R. an dunkle Deutschunterrichtszeiten erinnern. Aber mein Fall ist das nicht. Mir ist das für Rock ’n‘ Roll häufig zu verkopft.
pinchDas liegt einerseits daran, dass ohnehin schon viel zu viel über diese Platten geschrieben wurde, andererseits man aber auch nicht zwingend alles zerschwafeln muss, was man in erster Linie mit Herz und dann mit Hirn erfasst.
:bier:
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