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Mick67Ich kann nachvollziehen bzw. respektiere, wenn man nicht in den Jubelchor bei EOMS einstimmen will.
Du kannst es also nachvollziehen? Hört sich ja schon ganz anders an …
Für eine Reaktion meinerseits währen solche Kommentare allerdings nicht unbedingt nötig.
Mir gehts nicht um „Hauptsache dagegen“, bekehren will ich auch niemanden. EOMS war und ist umstritten, wenn Du Dich mit dem Ding näher befasst hast (und da gehe ich von aus), dann weisst Du das auch, selbst wenn das hier im Forum vielleicht nicht so rauskommt.
Wir können gerne diskutieren, nur halte ich es für ungeschickt, eine Diskussion damit zu beginnen, dem anderen erstmal seine Ernsthaftigkeit abzusprechen.
Fürs erste mache ich es kurz, weil es spät ist. Wir haben ja Zeit:
EOMS ist nicht gerade für seine starken Songs bekannt. Genau das ist für mich aber ein wesentliches Kriterium. Ich sage nur: „Sister Morphine“, „Sway“, „Gimme Shelter“, „Stray Cat Blues“, „Jig-Saw Puzzle“, etc.
Der Standard war also definiert, und kein Song auf EOMS – keiner! – kommt da ran, weder von der Komposition her noch von der Ausarbeitung. Auf jedem anderen Stones-Album ist das mehr oder weniger erfolgreiche Bemühen, vor allem mit aus-entwickelten Songs zu punkten nachvollziehbar, gerade bei den letzen beiden Alterswerken sogar in bemerkenswertem Maße, hier dagegen kaum. Den Grund sehe ich darin, daß die Stones um 1972 einfach mit ganz anderen Dingen im Kopf beschäftigt waren.
Am ehesten schafft noch „Soul Survivour“ den Anschluss, aber das habe ich ja auch entsprechend gewürdigt (*****). Vieles vom Rest halte ich im Vergleich dazu im Prinzip für B-Ware, und „Rip This Joint“ ist, zugegeben, einer meiner persönlichen Hass-Songs. Brrrr ! Nach dem hohen, eigenständigen Niveau der drei vorherigen Alben ein völlig unreflektierter und daher unnötiger Rückschritt in die Früh-Sechziger Chuck-Berry-Verehrung, die damals sicher angebracht war.
Der andere Unsong ist „Happy“, so nichtssagend, daß ich ihn einfach nicht weiter kommentieren dürfte. Ein Stones-Song ist das jedenfalls nicht.
„Ob-La-Di, Ob-La-Da“ ist ein Jahrtausendwerk dagegen.
Mir ist bewußt, daß eine über dem ganzen Album liegende Gesamtathmosphäre existiert, die sich auch in jedem einzelnen Song wiederfindet. Eine tolle, ausgelassene Athmosphäre, die im Grunde alles noch rausreisst, besonders eindrucksvoll auf Vinyl nachzuhören (nebenbei habe ich das Album mit nur knapp weniger als vier Sternen bewertet). Andererseits ist EOMS das Stones-Studio-Album mit dem schlechtesten Sound und zahlreichen, unliebsamen Ausblendungen, die nicht gerade Schlüssigkeit signalisieren.
Vier volle Sterne kann ich daher nicht ernsthaft verantworten, im Vergleich zu den Jahrhundert-Alben „Beggar’s Banquet“ und „Sticky Fingers“ fällt „EOMS“ ganz klar ab. Gleiches im Vergleich zu „Let It Bleed“ und „Some Girls“. Und noch zu manchen anderen.
Mögen tue ich’s alles in allem trotzdem, ***3/4 ist doch eigentlich auch ’ne ganz anständige Wertung.
:bis_bald:
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