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Nach gestrigem nochmaligem Hören unter Kopfhörern:
Klar, ich denke, fast jeder hätte dieses Album lieber von den Beach Boys gehört, also von denen von damals, schon aus gesanglichen Gründen. Wie an anderer Stelle erwähnt, Brian singt natürlich nicht mehr so schön wie einst und seine anderen Sänger singen zwar perfekt und schön, aber sicherlich fehlt ihnen dieser Charme der Beach Boys-Stimmen.
Trotzdem ist „Smile“ ein Erlebnis. Für mich vermutlich besonders, weil ich außer von „Good Vibrations“ (und „Surf´s Up“ hatte ich irgendwann einmal gehört) die bereits veröffentlichten Versionen einiger Stücke gar nicht kannte. Und „Smile“ beinhaltet großartige Stücke. „Heroes and Villains“ ist nach dem einleitenden Gebet ein fröhlicher Startschuss wie es „Wouldn´t it be Nice“ war, „Wonderful“ ist wunderschön, „Surf´s Up“ ist so bewegend (wenn Wilson singt „Surf´s Up, mhm, mhm, aboard a tidal wave“, dann klingt das so resignierend, fast emotionslos, dass es schon weh tut) und ja, „Good Vibrations“, der genialste Popsong von allen, ist auch in einer selbstverständlich nicht ganz so guten Version ein Übersong.
Aber trotz starker Songs ist „Smile“ natürlich besser als Ganzes zu verstehen, als große Pop-Symphonie, wenn auch nicht als „teenage symphony to god“. Ich würde behaupten, dass „Smile“ dies auch nicht geworden wäre, wenn Wilson es als Mittzwanziger und nicht wie jetzt als 62jähriger herausgebracht hätte. Zwar sprach ich selbst irgendwo in diesem Thread positiv von einem knallbunten Bonbon-Album, jedoch darauf ist es nicht zu beschränken. „Smile“ ist keine lustige Karnevalsveranstaltung, sondern ein Musikwerk mit sehr vielen emotionalen Facetten, wenn auch am Ende die good vibrations stehen. ****1/2
Und: wenn nach „In Blue Hawaii“ dieses vertraute erste „I…“ von „Good Vibrations“ erklingt, dann ist das ein sehr schöner Moment. In diesem Moment freue ich mich auch für Brian Wilson, dass er sein „Smile“ doch noch der Welt vorstellen kann (ich vermute, er hätte es auch lieber vor 37 Jahren getan). Ich gönne das ihm, schon weil ich dem Mann „Pet Sounds“ zu verdanken habe.
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