Re: R.E.M. – Around The Sun

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j-w
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maximum rhythm & blues

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Da ich es ja auch schon an anderer Stelle gepostet habe, soll es hier nicht fehlen:
Zur Sache:
Ein neues R.E.M.-Album. Das 13. reguläre Studioalbum. Stellt man sich den gesamten Output der Bandkarriere als eine Weltreise vor, dann sind sie jetzt auf der gegenüberliegenden Seite des Globus bezogen auf ihren Startpunkt, Murmur 1983. Waren auf Murmur die Songtexte noch kryptisch, wenig fassbar – so sind sie auf Around the sun und klar, unzweideutig und vor allem Position beziehend was die konkrete Politik betrifft (nicht dass R.E.M. das nicht vorher gemacht hat, man beachte Alben wie Document oder Automatic) und auch noch einen Schritt weiter was die Klarheit von Texten, die Liebeslieder sind, sprich die Liebe vordergründig thematisieren, betrifft. Nicht gerade das, was die Cool-O-Meter der Pop-Beobachter allzu weit ausschlagen lässt. Alle „coolen“ Kritiker sprechen von einem schwachen Album, wenn nicht gar dem schwächsten ihrer Karriere. Nur Birgit Fuss hat sich immer noch keinen Cool-O-Meter zugelegt und schreibt einfach so als Fan. Die ***** mag man für übertrieben halten, das Fan-Bekenntnis erscheint mir jedoch weniger aufgesetzt und m.c. als die Verrisse der Kollegen – wie z.B. Flurkollege Koch, der angeblich 9 schwache Songs ausmacht, bis Nummer 10 („High speed train“) endlich Gnade vor seinen Ohren findet. Gleichzeitig betont er, dass er der letzte sei, der R.E.M. ein schlechtes Album wünschen würde – ein Eiertanz vor dem Herren.
Die Single „Leaving New York“ nimmt das Album stilistisch gut vorweg, sticht jedoch was das Songwriting betrifft, schon heraus. Ein wunderschönes Lied, das, hätte es z.B. Ron Sexsmith geschrieben, sofort zum Liebling des Jahres gekürt würde. So trägt es den MONSTER-Ballast, den R.E.M. seit den 90s mit sich herumschleppen. „Electron Blue“ setzt kein Glanzlicht, aber markiert dass das untere Niveau des Albums immer noch weit oberhalb der Schmerzgrenze liegt. „The Outsiders“ ist ein feiner Song, der am Ende auf einmal kurz aufhört und dann wieder anfängt – nur dass auf einmal gerappt wird und zwar nicht von Stipe, sondern von Q-Tip. Hier stimme ich Albert Koch zu – dieser Part ist absolut lächerlich. So skillzfrei wie hier gerappt wird, hätte man lieber Stipe diesen Part überlassen sollen (könnte nur besser sein) oder auf den Part einfach verzichten. Song 4 ist das wunderbare Liebeslied „Make it all okay“, das At my most beautiful von Up glatt den Titel der schönsten R.E.M.-Ballade ablaufen könnte. „Final Straw“ war schon als Anti-Kriegs-Song als download erhältlich, hier findet eine sehr eindeutige Abrechnung mit dem derzeitigen US-Präsidenten statt, musikalisch reizvoll umgesetzt mit treibender Folkgitarre und rhythmischen elektronischen Effekten. Noch ein Höhepunkt des Albums.
Worum es bei “I wanted it to be wrong” geht, ist mir noch nicht ganz klar (insofern ein typischer R.E.M.-Song!) Musikalisch auch sehr ansprechend als akustische Ballade mit Streichern und verzerrten E-Bow-Gitarren unterlegt, hätte dieser Track auch auf Automatic auftauchen können. Er wäre dort auch qualitätsmäßig nicht rausgefallen! „Wanderlust“ ist ein komischer Track. Einerseits, weil er musikalisch so leichtfüßig daherkommt, als beinahe Marchin’-Blues, anderseits weil ihm immer wieder eine Achtel fehlt, so dass er gezielt holpert. Ein Wanderlied für Hinkebeine also. Auf jeden Fall ein Song der stilistisch aus dem R.E.M.-Werk heraushaut um am ehesten noch an das thematisch auch nicht unähnliche „We walk“ von Murmur erinnert. Das ist aber auch der einzige hörbare Bezug zu dem Startpunkt der oben genannten Reise, sozusagen die Postkarte nach Hause vom anderen Ende der Welt.
„Boys in the well“ ist ein eher typischer Song der späten (oder mittleren?) R.E.M., der auch auf New Adventures hätte auftauchen können, in guter Nachbarschaft zu „New test leper“ etwa. „Aftermath“ ist eher wieder Druchschnitt, aber ein guter Durchschnitt, ein feiner Popsong mit einem Piano, das den Leadgesang unterstützt, zu treibenden akustischen Gitarren und geschmackvollem Gitarrensolo. Dann endlich Koch’s Highlight: „High speed train“, ein Song, der eher auf Up gepasst hätte, mit seinem verzerrten Drumloop und den flirrenden Gitarreneffekten. Zwar ist die Melodielinie sehr schön ausgearbeitet, aber unterm Strich ist gerade dieser Song kein Höhepunkt für mich. Der Song beinhaltet sogar die für mich schwächste Stelle des Albums, ein angedeutetes Spanish-Guitar-Solo mit harmonisch in meinen Ohren nicht so gelungenen Vokalimprovisationen von Stipe. SO klingen R.E.M. wenn sie nicht mehr weiter wissen.
„ The worst joke ever“ ist dagegen wieder eine Rückkehr zur Form, ein schöner geschmackvoll umgesetzter Song, der auch wieder textlich ein wenig die Stipe’sche Mysteriösität beinhaltet. „The ascent of man“ überrascht spätestens an der Stelle wo Stipe das erste „Yeah yeah yeah…“ anstimmt. Diese Harmonie klingt im ersten Moment verstörend und falsch, leitet dann aber klar zurück in den Song und bleibt nicht die einzige jazzige Wendung in dieser Komposition. Das haben wir von R.E.M. so auch noch nicht gehört. Wie gesagt: Zunächst verstörend aber dann fügt es sich doch stimmig zusammen. Interessant! Zum Abschluss kommt der Titeltrack, der wie auf so vielen R.E.M.-Alben wieder versöhnlich und positiv wirkt (siehe „Find the river“ oder „Beachball“). „Let my dreams set me free. Believe, believe. Now now now now now now“ – Ein sehr schönes Album. ****

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue