Re: Die überschätztesten Platten/Bands aller Zeiten

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captain-kidd

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McGeadyPyramids hat seine Momente, ist aber auf Dauer zu lang geraten.

Also das ist mir persönlich völlig wumpe und würde bei mir niemals Einfluss auf die Wertung haben.

Gut, den hast Du nun sicher gebracht, um hier mal ein wenig zu provozieren ;-) Channel Orange ist aber einfach nichts Besonderes.

Ebenfalls vielen Dank für deine Ausführungen. Pyramids war für mich (wie für die meisten anderen wahrescheinlich auch) der erste Song, der von dem Album zu hören war. Und der hat mich komplett umgehauen. Kannte Ocean von seinem 2011-Mixtape, wo er ja beinahe lediglich über komplette Instrumentals von anderen Künstlern singt. Mit so einem Brocken hatte ich absolut nicht gerechnet. Pyramids erfindet ja ein völlig neues Genre: Prog-R&B. Da stehen Subbässe neben Rückwärts-Drums und Techno-Keyboards neben John-Mayer-Gitarren. Und darüber erzählt er eine Geschichte, die von der Antike bis zur Jetztzeit reicht. Und diese epische Geschichte, diese verschiedenen Sounds brauchen natürlich auch ihren Raum. Der Track ist somit für mich keinesfalss zu lang, sondern wird Inhalt und Sound genau gerecht.

Zur Kontextbeachtung: Für mich spielen popkulturelle Ereignisse schon eine Rolle. Ein „Album des Jahres“ spiegelt für mich auch immer die Zeit wieder – und schafft es dabei natürlich bestenfalls, zeitlos zu sein. Und Channel Orange bildet mit seiner immer wieder durchschmimmernden Hoffnung- und Ziellosigkeit, der ungewöhnlichen Verbindung aus Kälte und Wärme die Zeit perfekt wieder. Und die ganze Geschichte rund um das Album, macht es für mich dann zu einem deutlichen „Album des Jahres“, weil es eben nicht nur ein sehr sehr gutes Stück Musik ist, sondern sogar in die Gesellschaft als solche ausgestrahlt hat. Wie stark, vermag ich nicht einzuschätzen – aber das ein R&B-Sänger sich als mindestens bisexuell outet, halte ich für einen großen Schritt, der leider noch immer einen gewissen Mut fordert. Diese ganze Gemengelage ließ Channel Orange letztlich dann auch an Good Kid, Mad City vorbeiziehen…

Ergo: Natürlich war mein letzte Satz „billige Provo“ – ich kann aber wirklich nicht verstehen, wie man als popinteressierter Musikhörer Channel Orange nicht mögen kann. Und die Aussage, das Album sei „nichts besonderes“ halte ich aus den oben geschilderten Gründen dann auch schlicht für falsch. Klar, letztlich kann man nicht mögen (auch wenn ich es nicht verstehen kann) – aber von den Sounds, den Songs, dieser spielerischen Herangehensweise und dem gesamten Mut dieses Projektes her, ist es definitiv etwas besonderes und hebt sich von allen anderen Alben dieses Genres komplett ab. Es ist defintiv ein Meilenstein der Popmusik.

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