Re: Eure persönliche Top 20

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bender-rodriguez

Registriert seit: 07.09.2005

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Go1

Bei „Nightporter“ habe ich es oben (#763) ja schon angedeutet: die originelle Synthese aus Erik Satie und Bryan Ferry ergibt einen Traum von einem Song. Wunderschön melancholisch. „Spiegelsaal“ ist für mich in gewisser Hinsicht nicht weit weg davon, trotz des andersartigen Arrangements: so minimalistisch und hypnotisch, wie ich es liebe, gemessen durch den Spiegelsaal schreitend (evoziert durch den verhallten Rhythmus), klar und transparent, aus überschaubaren Elementen gebaut, die alle markant sind. Ralf Hütters Sprechgesang dekliniert die Facetten des Spiegelthemas durch, zugleich sparsam und anregend. Und da Kraftwerk Meister darin sind, simple melodische Motive zu erfinden, die ans Herz greifen, ist der Track zum Sterben schön. Mit knapp acht Minuten fast noch zu kurz für mich; er könnte ruhig endlos weitergehen. Mein Lieblingssong von einem meiner Lieblingsalben.

„Rock Lobster“ dagegen ist deshalb auf der Liste, weil es einer der unterhaltsamsten Songs aller Zeiten ist. Alles daran ist liebenswert: Fred Schneider als verrückter Zeremonienmeister, der fabelhafte Gesang, die B-Movie-Orgel, der Drive, der Humor… Am liebsten mag ich die Phantasietiere und die Art, wie Cindy und Kate ihre Laute darstellen. „Here comes a… BIKINI WHALE!!!“

Vielen Dank für Deine Ausführungen. Gerade Deine Beschreibung des Kraftwerk-Songs ist für mich vollkommen nachvollziehbar und ähnelt weitgehend meiner Sichtweise. Ein wunderbares Beispiel dafür, daß das immer wieder gerne von „Elektromuffeln“ aufgetischte Klischee der „kalten und emotionslosen elektronischen (Pop-)Musik“ nicht greift. Allerdings begleitet „Spiegelsaal“ einen persönlichen Wermutstropfen. So sehr ich die deutschen Versionen der Kraftwerk-Stücke den englisch gesungenen vorziehe, gerade bei diesem Song verhält es sich genau umgekehrt. Die „Hall Of Mirrors“-Version verstärkt auf eigentümliche Weise die von Dir geschilderte Atmosphäre um einige Intensitätsgrade. Von daher konnte mich auch die Coverversion von Siouxsie & The Banshees beeindrucken.

Bei „Rock Lobster“ wunderte mich etwas die Wahl gerade dieses Songs. So genau habe ich diesen noch nie betrachtet. Der Song kam mir immer ein wenig zu lang vor – das Thema zu überstrapaziert. Von dem Status seiner Albernheit möchte ich mal jetzt nicht sprechen. Vielleicht sollte ich den Song mal wieder auflegen und mit Deiner Sichtweise im Hinterkopf hören. Der ein wenig unheimlich anmutende SciFi-Nonsens von „Planet Claire“ empfand ich immer als geglückter.

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad