Re: Napoleons Fragen zum Film – Ecke

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napoleon-dynamite
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candycolouredclownDa die Inszenierug und die Dekors absolut kalt, steril und unbedeutend sind

Die Dekors sind sehr sorgsam und penibel ausgewählt worden. Dante Ferretti gilt – meiner Meinung nach – zu Recht als der größte Szenenausstatter. Die Dezenz des Rot-Tones, die sparsame Verteilung von Kulturinsignien, der szenische Aufbau der Räume und ihre Bezüge untereinander, zeigen ein szenisches Understatement, das ich z.B. in Viscontis Opulenz etwas vermisse. Filmisch hat „Salo“ eine sehr straffe und exakte Sprache, die auf Überfluß und Unsicherheit verzichtet. Die bevorzugte Darstellung der Menschen aus der schwebenden Totalen, geschnittene Bewegung zur Nahaufnahme, unmittelbarer Zugang durch Verzicht von Stativen, das alles trägt die deutliche Schrift Pasolinis. In puncto intellektuellem Verständnis der mise en scene ist Pasolini unerreicht, selbst verglichen mit Antonioni oder Bergman. Film ist ein Teilaspekt von Kommunikation, die er zu Zeiten von „Salo“ auch in ausgiebigen Diskussionen, Stellungnahmen, und öffentlichen Darstellungen betrieb.

Allerdings ist das für mich nur als Spezialfall der Kinogeschichte vorstellbar, denn einen Traditionsbezug zum Film als bisherigen Medium hatte Pasolini keinen. Ein sehr persönlicher Favorit.

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A Kiss in the Dreamhouse