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Morgen.
@anachronist; Ein paar Sachen zu den Filmen:
„Die Geschichte von Marie und Julien“:Sehenswert, wenn auch die Atmosphäre etwas kalt ist, und somit etwas gelangweilt wirkt. Die Darstellung einer Entfremdung (hier:mystisch, ohne Beweggründe) ist sehr gut.
„Owning Mahowny“:Kenne ich nicht, will ich aber auch noch sehen.
„Vater und Sohn“:Da kenne ich den etwas früheren „Mutter und Sohn“, der sehr gut ist.
„Aragami“/“2LDK“:Ziemlich prima. Von Kitamura auch „Alive“ anschauen.
„Paradise Lost“:Der hat auch „Brothers Keepers“ gedreht, oder? Dann ist es sicherlich mindestens interessant.
„Queen Christina“:Meiden. Greta Garbo ist ein Trampel, Mamoulian kein Regisseur. Nicht mal die Ausstattung ist bemerkenswert. Keine Ahnung, warum der Film einen Ruf hat.
„Mark of the Vampire“:Jep! Bela Lugosi als Vampir in einem Spiel mit Spiegeln. Unbedingtes Highlight des (frühen) Horrorfilmes. Von Browning auch „Freaks“ anschauen.
„Martha“:DER Film über die Ehe (noch vor Bergman). Karl Heinz Böhm als sadistischer Ehemann, der auch schon mal Schallplatten zerschlägt („Das ist Schleim!“). Ein Film über keine Emanzipation. Übrigens:Bitte von Fassbinder alles alles alles anschauen.
„Le Mépris“:Bester Farbfilm überhaupt. Michel Piccoli als Drehbuchschreiber, der die Liebe seiner Frau verliert. Brigitte Bardot als Ehefrau, die verachtet. Jack Palance als Produzent, der Aldrichs „The Big Knife“ doch überlebt hat, und zum Gott wurde. Und Fritz Lang als Fritz Lang. Ein Film wird immer weitergedreht.
„Notorious“:Der ganze Film ist eigentlich ein einziger McGuffin, entwickelt aber aus einer Stecknadel ein Universum.
„Sunset Boulevard“:Jep.
„Les Dames du Bois de Boulogne“:Eher ein Cocteau Film (der das Drehbuch schrieb), als ein Bresson Film, aber ein sehr guter, eiskalter Liebesreigen. Mit der wunderschönen Maria Cazares.
„Die Nacht des Jägers“:Spätes Meisterwerk des, ähm, Expressionismus. Rivette schrieb mal:Der beste Film von jemandem, der eigentlich kein Regisseur ist.
Viel Spass mit den Filmen!
@Melody Nelson: Es handelt sich um die drei Farben Rot, Blau, Weiss, also die Farben der Trikolore, die in den Innenaufnahmen nahezu jedes Godard Farbfilmes auftauchen. Godard ging es darum (natürlich als brechtsche Methode, allerdings war Godard selber mit Brecht eher wenig vertraut) durch diese einfachen, immer wieder auftauchenden Farbmittel den Zuschauer zur Reflexion zu bringen, inwieweit die Ideale der französischen Revolution (sprich ganz elementare Ideale wie Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit) noch im Alltag verwirklicht würden. Das taucht unverkrampft als Motiv immer wieder auf.
Bei „Le Mepris“, der eine einzige, bewusste Verwendung von Farben ist, kommt, wie du schriebst, noch eine Bewusstmachung der Produktionsbedingungen hinzu.In Aussenaufnahmen ist es die Verwendung von besonders gewollten, natürlichen Braun- und Grüntönen. Das alles tritt aber nur als die Illusion einer Transparenz auf, wie auch die Kamera die eingangs auf den Zuschauer gerichtet wird. Denn die Offenlegung der Produktionsmethoden sind wiederum Szenen, die gedreht werden müssen, hinter die dann der Zuschauer wiederum nicht mehr blicken kann.
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A Kiss in the Dreamhouse