Re: Top 100 Filme

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THELONICAKazan’s Filme mag ja nicht jeder.

Eila Kazan wird häufig unterschätzt. Oder oft auch ganz abgelehnt. Teils wegen seiner unrühmlichen politischen Haltung in den 1950er Jahren, teils auch wegen der manchmal recht kommerziellen Ausrichtungen seiner Filme. Es finden sich in seiner Filmographie aber einige vollkommene Meisterwerke: WILD RIVER, EAST OF EDEN und BABY DOLL liegen mir dabei ganz besonders am Herzen. SPLENDOR IN THE GRASS und ON THE WATERFRONT dicht dahinter.

THELONICAWie wichtig sind dir im Zusammenhang mit deiner Top 100 die (deine liebsten) Drehbuchautoren (Entstehungsprozess)? Toback, Siodmak (Curt), Towne u.v.a. meine ich zu sehen.

Sehr wichtig, wenngleich ich sie nicht zum Hauptteil meiner Auswahlkriterien gemacht habe. James Toback halte ich z.B.- mit Ausnahme seiner beiden ersten Arbeiten (als Autor von THE GAMBLER, sowie als Autor/Regisseur von FINGERS) – für überschätzt. Als Autor/Regisseur hat er sich schon ab seinem zweiten eigenen Filma als Niete entpuppt und überrascht mich seitdem nur noch ganz selten auf positive Weise (z.B. THE PICK-UP ARTIST).

Curt Siodmaks späteres filmisches Betätigungsfeld (der B-Horrorfilm) ist zwar ein ziemlich reizvolles Terrain, Siodmaks Arbeiten (besser: seine Sujets) auf diesem Gebiet sind aber nicht unbedingt Glanzleistungen. Er hatte aber auch meist das Pech, an reichlich degenerierte und talentfreie Regisseure geraten zu sein.

Bei Robert Towne liegt die Sache anders: als Autor/Regisseur enttäuscht er mich meist (Ausnahme: PERSONAL BEST), als reiner Autor ist er aber nicht nur begnadet, sondern auch ein erstklassiger Teamplayer, dessen Handschrift auch noch im entlegensten Winkel erkennbar bleibt. Selbst dann, wenn seine Vorlagen getuned und abgewandelt werden und manchmal auch in die Hände von Stümpern geraten (z.B. DAYS OF THUNDER, GREYSTOKE). Für mich steht Towne definitiv auf einer Stufe mit meinen liebsten Screenwriters der (vorwiegend klassischen) amerikanischen Schule: Anita Loos, Jules Furthman, David Ogden Stewart, Charles B. Griffith, Vina Delmar, Carole Eastman, Abraham Polonsky, Dalton Trumbo u.a.

Nur die wenigsten Arbeiten dieser genannten Herrschaften findest du allerdings in meiner Top 100 wieder. Nicht, weil sie eventuell schlecht oder mittelmäßig wären, das sind sie absolut nicht. Aber am Ende ist es tatsächlich ausschließlich der Regisseur, der als Alleinherrscher über dem fertigen Werk steht, da hatten sowohl Frank Capra wie auch Andrew Sarris ganz recht. Die (für mich) besten Beispiele für diese belegbaren Tatsache wären: Howard Hawks und Josef von Sternberg (und mitunter auch Hitchcock); hinter deren Inszenierungen scheint ein Autor bisweilen vollkommen unsichtbar zu werden, manchmal sogar vollständig zu verschwinden. Darin liegt die große Kunst des amerikanischen Kinos. Beim europäischen Autorenkino sind die jeweiligen Zutaten dann wieder ganz anders gewichtet.

gypsy tail windWas ist mi Tarkowsky (gequirlte Scheisse?), Vigos wunderbarem „L’atalante“ und Antonionis für mich bestem, „L’eclisse“ (mein Rating der vier Filme wäre umgekehrt: „L’eclisse“ vor „L’avventura“ vor „La notte“ und für „Il deserto rosso“ würde es nicht mehr unter die ersten hundert reichen… vorher noch für „Blow Up“)

(…)
A propos, wo ist Loseys „The Servant“, wo „Eva“ und „Accident“?

(…)
Und wo ist „Billy Liar“ oder noch wichtiger: „Darling“?

(…)
Ach ja, und Du hast „Sans Soleil“ vergessen :-)

Tarkowski ist keine „gequirlte Scheisse“, seine beiden Filme SERKALO und STALKER sind sogar sehr heiße Anwärter beim nächsten Update. Ebenso Vigos L’ATALANTE. Die hatte ich alle auf der Rechnung, war aber auch da noch weitgehend unfähig/unsicher, inwieweit ich sie tatsächlich hätte berücksichtigen sollen. Jospeh Losey wird vmerutlich nie in meiner Top 100 zu finden sein, ebensowenig BILLY LIAR und DARLING.

Und Dokumentarfilme, Filmessays oder semi-dokumentarisches wie SANS SOLEIL hab ich bewusst außen vor gelassen, da es mich sonst maßlos überfordert hätte, Sachen wie SHOAH, TSAHAL, HIMMEL UND ERDE oder HOTEL TERMINUS irgendwie unterzubringen.

gypsy tail windEines Tages muss ich mich auch an eine solche Liste machen(…)

Mach‘ mal. Aber verfluche es nicht.

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