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Vega4Würdest du bitte ein paar Worte dazu schreiben? Lass dir ruhig Zeit, ich werde eh erst übermorgen wieder hier online sein…
Wirklich viel und vor allem schlaues kann ich nicht schreiben…
Das Glück (Medjedkin) – ist schon lange her, aber das fand ich einen der verschroben-lustigsten Stummfilme, den ich je sah. Er handelt vom Alltag in einer Kolchose…
Sweet Smell of Success (Mackendrick) – das ist ein vergessener (?) Klassiker, in der Noir-Ästhetik, ein Film über Macht, wie Menschen gegeinander ausgespielt werden. Grosse Klasse, absolut toller Film mit einem sehr schönen Soundtrack!
Lásky jedné plavovlásky [Die Liebe einer Blondine] (Forman) – einer der schönsten Filme vom kurzen Aufleuchten in der CSSR in den späten 60ern (bis im Sommer 1968). Die ganze Lässigkeit der 60er in 90 (? wohl eher noch weniger) Minuten, mit einer kleinen Verzögerung gegenüber Westeuropa, aber eben doch ein grosser Genuss!
Sedmikrásky (Bunte Margriten) (Chytilova) – gehört wohl auch grad noch dazu. Ein äusserst anarchisches Vergnügen, die pure Augenlust… der Film ist völlig avantgardistisch, erzählt aber dennoch eine Geschichte… einer meiner Top 10! (Fehlt aber möglicherweise dort? Ich vergess ja immer was, wenn’s um Filme geht, für die Liste oben hab ich eine halbe Nacht mit IMDB und Wikipedia gebraucht, bis ich einigermassen sicher war, dass nichts zentrales fehlt…)
Pugni in tasca (Bellocchio) – ein unglaublich intensiver Film! Ein junger Mann beseitigt Stück für Stück seine dysfunktionale Familie. Ein unheimlich obsessiver Film (das mag ich immer gerne, Obsessionen jeglicher Art!), bei dem man das ganze aus der Perpektive des Täters (der durchaus Sympathieträger ist) erzählt bekommt.
Kenne Bellocchio sonst gar nicht, aber was für ein verdammt gutes Debut!
Csend és kiálás [Stille und Schrei] (Jancso) – Jancso ist leider heute fast komplett vergessen (obwohl er in munterer Cäsarenlaune anarchische, „junge“ Filme macht…)
Seine grossen Filme der 60er (ich hatte letztes Jahr das Glück, vier davon sehen zu können) sind unglaublich gut. Er arbeitet mit extremen Plansequenzen, die allerdings nie lange oder langweilig wirken. Die Plots sind meist um (historische) Konflikte angesiedelt, wie Menschen sich darin verhalten, Schuld auf sich laden, sterben, überleben… den hier fand ich wohl im Rückblick am eindrücklichsten.
Auch arbeitete Jancso ziemlich früh mit dem 1:2.21-Format und beherrschte es komplett – er hat keine Angst vor der Leere. Welles berühmte Plansequenz am Anfang von „Touch of Evil“ ist ja buchstäblich überladen, der Verkehrspolizist, all die Statisten etc, er musste das Bild füllen um sicherzustellen, dass die Sequenz nicht langweilig wird – Jancso macht das enorm viel raffinierter, in schwarz/weiss und mit ganz einfachen Kulissen (meist ein paar Hütten oder Häuster in der unendlichen Ebene der Puszta).
Enorm eindrückliche, aber auch brutale und zum Nachdenken anregende Filme.
zu den anderen Filmen später…
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