Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › „Sterne an“ – das nüchterne Bewertungsforum › Little Steven & the Disciples of Soul › Re: Little Steven & the Disciples of Soul
dr.musicTja, aber an sein Debut und Höhepunkt wagtest Du Dich trotzdem nicht heran.
Das hat mehr mit einem Mangel an Interesse bzw. anderen Prioritäten zu tun.
bullschuetzSokrates, auch mich würde interessieren, was Du von „Men without Women“ hieltest. Du hast ja ein geschultes Ohr, was Fragen der Produktion, der Sound-Architektur und der Highfidelität betrifft – und in der Hinsicht ist MwW hochinteressant: einerseits sehr seltsam abgemischt, sodass es stellenweise fast klingt wie durchs Telefon gehört, andererseits gesegnet mit Gitarren-Parts, die einfach spektakulär klingen, roh und ausgefuchst zugleich. Ich vermute mal, Du hättest am Klang der Platte allerhand zu kritisieren – aber vielleicht könntest Du Dich doch auch für die ganz eigene Faszination dieses Werkes begeistern: Was MwW meines Erachtens zu einer großen Platte macht, sind neben dem Gitarrenspiel das Songwriting und die irre, regelrecht in den roten Bereich ausschlagende Wir-spielen-hier-um-unser-Leben-Wucht der Band.
Deine Vorbehalte gegen „Freedom No Compromise“ kann ich im Übrigen sehr gut nachvollziehen. Es hat mich immer enttäuscht, dass nach MwW nichts auch nur annäherend Gleichwertiges nachkam.PS: Im Falle von MwW rate ich dringend zu Vinyl – ohne daraus ein grundsätzliches Vinyl-statt-CD-Dogma ableiten zu wollen! Aber es gibt meines Wissens nur eine sehr alte und sehr missglückte CD-Überspielung, auf der die Charakteristik der Gitarrenklänge dahinschwindet und die enorme Dynamik dieser Tracks mit ihren immer wieder eingeschobenen Jetzt-spielt-mal-bitte-nur-die-Hälfte-der-Band-Parts auf der Strecke bleibt.
Danke für die Blumen. Eine Platte von 1982 würde ich sowieso als Vinyl kaufen, weil ich gern das Originalformat habe – das war es 82 gerade noch. Dass die Überspielungen zu Beginn der CD-Ära oft steril klangen und dynamikschwach waren, ist richtig und bekannt – man hatte mit dem neuen Medium in der Produktion noch wenig Erfahrung.
Dass Steve mit seiner Band eine Menge auch roher Energie produziert, glaube ich sofort – das kennen wir von ihm in der E-Street-Band, und die spielt ja wohl auch auf dem Album. Dass es infolgedessen viele hochausgesteuerte Spuren gab, die es in der Rille eng machen und sie schrillen lassen, glaube ich sofort. Deine Beschreibung klingt, als wäre die Platte live im Studio eingespielt worden (zumindest die basic tracks), denn sonst ist es schwer, die Intensität zu erzielen. In so einer Situation entstehen oft Übersprechungen, die es dem Ingenieur schwer machen. Falsch wäre übrigens der Eindruck, ich würde klanggetreuen Sound über Musikalität, Interpretation oder Spielfreude stellen. Schön ist allerdings, wenn beides zusammenkommt.
Das alles wird Spekulation bleiben, solange ich die Platte nicht habe. Little Steven steht in meiner Prio-Liste im Moment nicht gerade weit oben. Immerhin war das Wiederhören mit „Freedom” heute (nach ca. zehn Jahren) ganz erfreulich, wenn auch Steve als Sänger in der ersten Reihe eigentlich nichts zu suchen hat – es besteht ein Hauch Hoffnung.
--
„Weniger, aber besser.“ D. Rams