Re: Die 10 "besten" Bands aller Zeiten

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saffer38

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Originally posted by René@4 Nov 2004, 12:55

RADIO BIRDMAN gehören zusammen mit den SAINTS zweifellos zu den frühesten und bekanntesten Bands der australischen Punk bzw. New Wave-Szene, wobei sich RB sicher nie als „Punks“ selbst verstanden haben, ja gar teilweise von frühen australischen Punks abgelehnt wurden. Die Wurzeln ihrer Musik liegen eher mehr in der Prä-Punk-Underground Szene der USA mit Bands wie den STOOGES oder MC5, und Sicherheitsnadeln, sowie abstehende und bunte Haare, sucht man hier vergeblich.

Die Band wurde 1974 in Sydney von Guitar-Slinger und Mastermind Deniz Tek gegründet und gehört damit in der Zeitrechnung des Punkrockers, für den das Universum vor ´76/´77 bis auf wenige versprengte Lichtblicke nur aus Dunkelheit und Ödnis bestand, zu den Gründungsvätern der Kulturgeschichte.
Der Name der Band, „Radio Birdman“ leitet sich übrigens von einer Textzeile aus 1970 von den STOOGES ab, allerdings hatten sich die Jungs dabei verhört, denn tatsächlich heisst es im besagten Song „Radio buzzin´…, statt „Radio birdman“. Den ersten Gig erlebte die Welt dann im Oktober 1974 im Excelsior Hotel/Sydney. Bei einer „Punk-Thriller“ genannten „Battle of the Bands“ des RAM-Magazins Anfang im selben Jahres gewann die Band als ersten Preis Studiozeit in den Trafalgar Studios, wo die erste 7″ EP „Burn my eye“ aufgenommen wurde, die im November erschien. Hier sind neben dem Titeltrack die Klassiker „Smith and wesson blues“, „1-94“ und „Burn my eye“ zu finden, die auch in anderen Versionen auf später folgenden Longplayern wieder auftauchen. Das Teil wurde zunächst nur per Mailorder verkauft, es war damals für $ 1.50 + 30c postage zu haben und ich möchte nicht wissen, welche Summen heute dafür auf den Tisch gelegt werden müssen. (Ich hab sie als Vinyl 7‘)

Im nächsten Jahr, die Punkexplosion ging auch in Aussieland los, wurde die erste LP „Radios appear“ auf Trafalgar Rec. veröffentlicht, später von WEA vertrieben. Der Albumtitel ist ein Zitat aus einem BLUE OYSTER CULT-Song. Zwei Tracks, „New Race“ und der STOOGES-Klassiker „T.V. Eye“ werden als 7″ rausgebracht. Der Einfluß der Götter aus Detroit, denen das Album auch gewidmet wurde, ist unschwer auszumachen. Neben schwer nach vorne losgehenden Hymnen wie „New race“, „Do the pop“ und „Murder city nights“, findet sich auch ausgefeilteres Songwriting wie „Man with the golden helmet“ oder die Ballade „Love kills“. 1978 wurde eine internationale Version von „Radios appear“ aufgelegt. Die Mixes sind hier deutlich besser, teilweise wurden von den Stücken auch neuere, kürzere Versionen aufgenommen.

Im April 1981 wurde auf WEA die zweite RADIO BIRDMAN-LP als Oz-only-Release rausgebracht. Auf „Living eyes“ wurde im Vergleich zur ersten Scheibe ein Gang zurückgeschaltet, der Orgelsound von Pip Hoyle ist ziemlich dominant und lässt unweigerlich an die DOORS denken, was aber ausnahmsweise nichts schlechtes heissen soll .

Im selben Jahr formierten sich zu einer australischen 16-Tage-Tour als eine Art „Proto-Punk-Supergroup“ NEW RACE, in der neben den BIRDMEN Younger, Tek und Gilbert auch ex-STOOGES Ron Ashton (git) sowie der MC 5-Drummer Dennis Thompson spielten. Das dabei nix wirklich schlechtes rauskommen kann, ist nachzuhören auf „The first and the last“, (erschienen 1982, Trafalgar/WEA), einer Live-LP von allerfeinster Soundqualität. Der Set besteht aus bekannten Songs der drei Vorgängerbands, allein wegen der megageilen Version von „Looking at you“ (MC5) ist die Scheibe Pflicht.

Als audiophiler Birdman-Nachlass erschien Ende der Achtziger ein Box-Set namens „Under the Ashes“ mit beiden Birdman LPs, der NEW RACE-LP und einer 12″ More Fun mit diversen Live-outtakes sowie der „Burn my eye“ als 12″ und der „Aloha Steve and Danno“7″.
Rob Younger hat bereits kurz nach dem Ende von NEW RACE seine eigene Band, THE NEW CHRISTS, gegründet, die auch mehrfach in unseren Breiten zu sehen waren. Musikalisch erinnert vieles, natürlich nicht zuletzt wegen des charismatischen Gesanges an RADIO BIRDMAN.
Deniz Tek ist als Arzt erst in Norwegen, jetzt in Montana/USA, wo er mit Angie und seinen Kids lebt, tätig gewesen und hat ab 1992 wieder eine Solo-Karriere begonnen mit bislang vier Alben, z.B. „Take it to the vertical“ (1992, Red Eye), die soundmässig zum Teil sehr experimentell sind. Demnächst ist er mit einem Projekt namens DEEP REDUCTION, die mehr garagenpunkmässig (Auf der LP gibt es ein VIBRATORS-Cover!) unterwegs sind, in Europa auf Tour (Hoffentlich auch D-land!).

In den Neunzigern haben sich RADIO BIRDMAN, wie so viele der alten-Helden-Bands, für zwei Australien-Touren im Original-Line-up reformiert. Auf Citadel kam 1997 die CD “Ritualism“ raus , fürs kommende Jahr ist ein neues Album geplant