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atomDie konservativen Schwerpunkte waren für mich nicht das Überraschende. Im Übrigen halte ich die Liste auch trotz mancher Klassiker auch überhaupt nicht für konservativ. Deshalb teile ich auch nicht die (meiner Meinung nach sehr oberflächliche) Meinung von sokrates weiter oben. Es wird wahrscheinlich keinen zweiten geben, der diese 200 Alben unter seinen Favoriten hat. Mich haben eher Kleinigkeiten überrascht (nur einmal Bill Evans, Barney Wilen auf 13!, Coleman At Golden Circle so weit vorn, ebenso „Stick Up!“, “ Band of Gypsys“ als bestes Hendrix Werk, „Miles Smiles“ als bestes 2nd Quintet Album, etc.). Sam Rivers auf FMP hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, muss ich unbedingt nachholen, ebenso wie Henry Threadgill oder „Private Concert“ von John Lewis
Na ja, das mit dem „Konservativen“ ist halt so eine Sache – ich meinte damit vermutlich nicht das, was sokrates meinte, sondern die relativ starke Hardbop & Beyond Ausrichtung, wenn man das mal so verallgemeinern kann.
Evans ist nicht mein ganz grosser Favorit. Er taucht allerdings bei George Russell noch auf, und das ist dann auch der Zeitraum, in dem ich ihn als Pianisten am meisten schätze – der war eigentlich beim berühmten Trio mit LaFaro/Motian schon vorbei. Der frühe Evans ist ein sehr rhythmischer Spieler mit einem aus sich selbst kommenden, schwer zu unterdrückenden Swing – da gefällt er mir am besten.
Golden Circle ist für mich schon seit fast zwei Jahrzehnten Insel-Musik ja, gehört direkt neben die ersten drei Atlantic-Alben (von denen ich insgesamt wohl das erste deutlich mehr schätze als das zweite und dieses mehr als das dritte).
Bei Hutcherson wären die Konkurrenten übrigens „Happenings“ und „Oblique“ gewesen – falls das die Überraschung noch ein wenig perpetuiert
„Dialogue“ ist klasse, aber hat mich nie im gleichen Ausmass gepackt. Eine meiner beiden liebsten Lee Morgan-Scheiben (sein Fehlen schmerzt mich) ist übribens auch mit Hutcherson, „The Procrastinator“ (die andere ist „Search for the New Land“).
Wilen ist auch eine frühe Entdeckung, ich bekam seinen Tod schon einigermassen bewusst mit, hatte „L’Ascenseur pour l’échafaud“ schon im Kino gesehen … in schwer fassbarer, mich bis zum heutigen Tag immer wieder sehr faszinierender Musiker! Hol Dir „Moshi Too“ (gibt’s ja auch auf Vinyl), wenn Du’s nicht schon hast!
„Miles Smiles“ ist für mich auch ein recht klarer Fall … „ESP“ fällt noch etwa ab, „Nefertiti“ wäre der stärkste Gegner, „Prince of Darkness“ finde ich wieder etwas schwächer … allerdings sind die „Filles de Kilimanjaro“ auch erstklassig. Aber zuviel Miles wollte ich nicht drinhaben, das passt so, wie es jetzt ist. Welches Album vom second quintet ist denn Dein Favorit?
Jimi … ich hatte sehr lange nur diese „Ultimate Experience“ Compilation, die damals rauskam – die Band of Gypsys ist mir am liebsten von seinen Gruppen, ich mag einfach den Sound besser als den der JHE. Das ist hier wohl keine populäre Meinung, aber um das geht es bei solchen persönlichen Listen ja auch nicht. Der improvisatorische Furor Jimis und dazu die dunkel groovende Begleitung von Billy Cox/Buddy Miles … „Machine Gun“ … bleibt für mich das wichtigste Jimi-Album, wenngleich ich die Argumente für die JHE-Studio-Alben natürlich nachvollziehen kann – aber mein Gefühl ist ein anderes.
Die Lewis- und Rivers-Alben … von Lewis kenne ich längst nicht alles, im Gegenteil eigentlich recht wenig, aber ich schätze ihn sehr (man beachte auch #133!), diesen zurückhaltenden, schnörkellosen Stil mit sehr schönem Ton und einem Groove, der oft gut verborgen unter der Oberfläche lauert. Das „Private Concert“ ist ein spätes Album, auf dem seine Kunst wundervoll eingefangen wird.
Rivers fand ich immer einen eindrücklichen Musiker, aber seine Aufnahmen sind insgesamt schon ziemlich inkonsistent. Das Album „Portrait“, das den alten Mann ganz allein mit seinen Instrumenten – Tenor- und Soprasaxphon, Flöte, Klavier – präsentiert, ist für mich eine Art Destillat aus einer eindrücklichen Karriere. Mag sein, dass es längerfristig abgelöst wird – von Aufnahmen der Tuba Trios etwa (die kenne ich noch viel zu schlecht) oder doch vom klassischen Trio mit Dave Holland und Barry Altschul („Paragon“ finde ich eine ganz tolle LP).
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