Re: Haldern poppt!

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kritikersliebling

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Haldern zum Ersten, jenseits des Campingplatzes:

Freitag, Uhrzeit zwischen vier Bier und Bühne verloren gegangen.
Nach einigen melancholischen Gitarrenbands, die alle gleich klangen und bei jedem noch kleineren Festival die gleiche Figur abgegeben hätten, betrat für mich der Mann des gesamten Wochenendes die Bühne: Nicolai Dunger.
Man kann nicht alles sagen, was man fühlen kann, aber ich habe noch nie einen inbrünstigeren Auftritt überhaupt gesehen. Und was auffiel: Seine Stimme war der Taktstock für die Band, die sich auf die dynamischen Songs sofort einließ. Ich dachte, er wäre schon auf CD kaum zu toppen, aber so etwas muss man wirklich gehört haben. Ich kann es wirklich nicht näher beschreiben, aber stellt Euch mal einen schwitzenden Wal vor, der mit einer Flosse vor Begeisterung immer und immer wieder auf die staubige Erde haut, vor schierer Begeisterung. Ich vergaß das Biertrinken und alles um mich herum.

I Am Kloot habe ich nicht gesehen, aber gehört und fand sie musikalisch nicht schlecht.

Embrace haben toll angefangen, aber dann gingen sie für mich im eigenen Fahrwasser unter.

Soundtracks Of Our Live hätten von mir den Titel für die Langweiler des Wochenendes bekommen, wenn nicht noch Keane nach ihnen gekommen wären. Bei SOOL störte mich dieser oft und daher ermüdend eingestzte Jahrmarktsstimme-Echo-Effekt, wie man ihn von schnellen und uncoolen Fahrgeschäften kennt kennt kennt.

Keane waren für mich bei genauerem Hinhören auf Melodie und Feeling nichts weiter als Schlager auf englisch. Ich sah eine Schwangere und dachte: „Das wird ein Schreikind, mit Dreimonatskoliken und allem Pipapo.“

Erfrischend, weil ausnahmsweise rockend gefielen mir am Samstag Kings Of Leon am besten. Ich stand am Eingangsbereich und sah den Einzug der Tiere, wie ich es beim Musical „König der Löwen“ gesehen hatte. Nur dass hier pfeilschnelle Luftgitarrespieler vor schreitenden Luftschlagzeugspielern kamen. Zum Schluß die euphorischen Sänger und wie immer die, die erstmal losrennen, zwei drei Leute umschubsen, nerven oder sonstwas, um dann zu warten und schlussendlich zurückgehen, weil sie nicht wissen, was eigentlich los ist.

Herausheben möchte ich noch die perfekte Organisation und freundliche Begrüßung (ja, genau so, ohne Ironie – sondern ehrlich), sowie die Bereitstellung eines Haldern Cooler, der Kreislaufschwachen wie mir das Gefühl gibt, irgendwas Gutes getan zu haben.
Schöne Grüße auch an den, der eine unserer Vorzeltstangen mitgenommen hat, möge er ab jetzt auf jedem Festival neben notstromaggregatbetriebenen Zeltkommunen übernachten müssen.

Ich habe bestimmt noch viel vergessen, aber nicht die besondere Atmosphäre, die ich nächstes Jahr glatt nochmal erleben möchte. Vielleicht etwas kühler.

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Das fiel mir ein als ich ausstieg.