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Anonym
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tolomoquinkolomPop als Kulturbegriff.
Man könnte Pop, der von seinem Wesen her eine konformistische Warenform einer kapitalistischen Gesellschaft ist (ohne zur Ideologie zu mutieren), als das Aufgreifen von Fragmenten sowie das Implementieren derselben in eine neue Form und die Darstellung eines Ausschnitts der Welt mittels einer Oberflächenbeschreibung definieren. Pop ist nach allen Seiten offen, sehr saugfähig, unterliegt jedoch als Begriff selbst keinerlei Wandel. Seine dynamischen Inhalte sind jedoch in steter Bewegung und verwandeln sich; was Pop eindeutig als diskursives, jugendkulturelles bzw. gesellschaftliches Phänomen (mit ständigen Updates), als weitgehend akzeptierten Bestand einer Alltagskultur ausweist, der sich nicht auf den Teilaspekt der Popmusik begrenzen lässt.
Wenn man Beliebtheit bei einer bestimmten Gesellschaftsgruppe als Grundlage und Merkmal des Pop und diese als Artikulation eines bestimmbaren Bevölkerungsanteils akzeptiert, sind auch Rock & Roll, Folk, Dance, Country, Jazz, Rock (samt all ihrer Subgenres und Transformationen) Pop, ohne dass deren Interpreten zwingend Popsongs hervorbringen müssen.
Die Trennung in “gute Popmusik” und “schlechte Popmusik” ist bedenklich, da sie kein Wesensmerkmal des Begriffs Pop darstellt, sondern lediglich Zuordnung im Rahmen einer individuellen Geschmackseinteilung aus ästhetischen Gründen ist. Pop sollte als Ausdrucksmittel einer jeweiligen Generation erkannt werden, das sowohl der Vermittlung eines gemeinschaftlichen Lebensgefühls dient, das sich neben der Musik u.a. auch in Kleidung ausdrückt (Flower Power, Reggae, Punk, Goth, Disco, Rap usw.), als auch als Möglichkeit der Selbstdarstellung. Das Reden über Pop ist bisweilen mehr Pop, als das, worauf es gerichtet ist.
Wenn seriöse Zeitungen Obama als Popstar bezeichnen, soll damit dessen Beliebtheit dokumentiert werden und nicht seine musikalischen Fähigkeiten. So erklären sich auch weitere Bereiche der als Pop bezeichneten Kultur. Pop-Literaten wie Kracht, Stuckrad-Barre, Meinecke, Naters, Hennig von Lange oder Sibylle Berg, werden nicht als solche bezeichnet, weil sie gerne Popmusik hören, sondern weil sie, wie die Popmusik selbst, den Strukturen der Mythen des Alltags folgen und auf immer schon Vorhandenes, Bekanntes zurückgreifen. Das Alter bzw. in diesem Fall die Jugend der Protagonisten, spielt als Pop-Merkmal ebenfalls eine bedeutende Rolle. Ähnliches gilt für die Kunstszene. Jeff Koons, Jim Avignon, Keith Haring, Guy Peelleart, James Rizzi, Patrick Caulfield oder Hariton Pushwagner, werden aus den selben Gründen als Pop-Künstler bezeichnet.
Quelle?
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