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Diederichsen schreibt, Pop sei nicht Massenkultur („weder Massen- noch Hochkultur“). Das kann ich nicht nachvollziehen. Was ist denn dann eigentlich Massenkultur, wenn nicht Pop? Folklore? Staatlich verordnete Kultur in totalitären Systemen?
Ich denke, hier soll die Masse definitorisch beiseite geschafft werden, weil sie der gewünschten elitär-bildungsbürgerlichen Deutung von Pop im Wege steht. Dem Pop wird das Volk (populus) ausgetrieben.
Tatsächlich steht der Pop in engem Zusammenhang mit der Massengesellschaft, mit Demokratie (Volksherrschaft) und Kapitalismus (Stichwort „Kulturindustrie“). Und mit Techniken, die eine rasche Verbreitung der kulturellen Erzeugnisse auch in die weniger gebildeten Bevölkerungsschichten hinein ermöglichen (Tonaufzeichnung, Radio, Film, Internet). Ansätze dazu gab es bereits deutlich vor den Fünfziger-Jahren. Was in den Fünfzigern als wirkliche Neuerung hinzu kam, war das Aufkommen einer dezidierten Jugendkultur, die bald bis zur Ununterscheidbarkeit mit der Popkultur verschmolz.
Man könnte sagen, Popkultur ist jene Kultur, die technisch avancierte, marktwirtschaftlich orientierte Demokratien hervorbringen. Ob links oder rechts, sie ist stets systemimmanent und -stabilisierend.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)