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IrrlichtDass Du Schnulze nicht abwertend meinst, bekam man ja einige Postings vorher schon zu lesen. Vielleicht sehe ich in diesem Begriff lediglich etwas anderes als Du. Schnulze oder auch Kitsch ist für mich zumeist ein missglückter Versuch von einem berührenden Lied. Eben wie „Just like heaven“, der für mich weder emotional noch besonders schön ist, sondern schlicht seicht und gelangweilt. Da packt mich rein gar nichts dran. Und dann wunderbare Stücke wie „Marian“ (!), „LWTUA“ oder eben auch „PBE“ im gleichen Zusammenhang zu lesen verwundert mich. Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich als „aufrechten Rocker“ sehe ! Wären aber wohl die letzten Kapellen denen ich seichte Musik unterstellen würde. Wie gesagt: Happert wohl nur am Begriff mit dem ich mir schwer tue. Das mit den Illusionen mußt Du mir allerdings noch näher erklären ? Welche denn ? Und was hat das mit dem Alter zu tun ?
Gruß
Irrlicht
Ich bin Dir in der Tat ein paar Erklärungen schuldig – und hoffe, ich bin nicht zu arrogant rübergekommen… Ich empfinde Deine Begeisterung für Joy Division durchaus als eine positive und schöne Sache. Allerdings sehe ich bei Deiner Verklärung die Gefahr einer idealistisch schöngefärbten Überhöhung der Band. An dieser Stelle möchte ich Dich jedoch erst einmal beruhigen: Es gibt wohl in diesem Forum kaum einen grösseren Joy Division-Fan als mich (ausser vielleicht Dick Laurent?). Ich habe vielleicht schon mehrfach hier klar gemacht, daß ich „Love will tear us apart“ als meine Lieblingssingle ansehe.
Nur, ich habe in etwa Deinem Alter die Musik von Joy Division in der Tat mystisch verklärt, jeden Ton als überirdische Lichtgestaltenleistung angesehen und in jedes Wort mannigfache Bedeutung hinein interpretiert. Jedes Bandphoto schaute ich mir wie in Ehrfurcht erstarrt an.
So ging es nicht nur mir, sondern etlichen „frühen“ Joy Division-Fans. Lag natürlich auch an der gesteuerten Legendenbildung durch Factory-Records und sonstigen Leichenfledderern und Legendenbildern in den frühen Achtzigern.
Mit der Zeit kam natürlich eine Ernüchterung und eine etwas realistischere Perspektive auf das Schaffen dieser (da bleibe ich Fan und Bewunderer) grandiosen Band.
Aber gerade erst durch diese neu gewonnene Distanz lernte ich Joy Division erst wirklich richtig kennen. Ich verglich die Songs mit anderen Songs anderer Bands, stellte sie in einen gewissen Kontext, und begriff Joy Division als „normale“ Band unter anderen. Keine Superlativen mehr, keine Verklärung und plötzlich entdeckte ich die wahre Genialität Joy Divisions. Als Popband. Ich kenne einige Leute, die immer noch in Ehrfurcht erstarrt sind. Diese Fans bleiben Fanatiker, die sich scheuen „Control“ anzusehen, aus lauter Angst, einen Mythos zu verlieren. Armselig.
Ich hoffe Du verstehst, was ich meine: nichts schadet der Musik so sehr, wie der Umstand, wenn Fans zu Fanatikern werden.
Und lege meine sechs genannten Songs nicht auf die alles wertende Goldwaage – die Songs waren lediglich Beispiele, die ich schnell bei der Hand hatte. Nichtsdestotrotz machen Sie im Kontext mit dieser Diskussion wie sie sich entwickelte, Sinn. Vielleicht machst Du Dir die Mühe – und Du kommst von selbst drauf…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad