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Harry HartmannHm, Einspruch euer Ehren: Rory Gallagher z.B. legte nie Wert auf Mode und Image, er wollte einfach nur gute Musik abliefern.
Warum „Einspruch“? Und zu welcher meiner Aussagen genau?
Aber versuchen wir’s mal so: Ein quasi „anti-glamouröses“ Auftreten ist trotzdem ein Image. Von mir aus ein Image der Verweigerung. Ein Image des ehrlichen, authentischen Musikhandwerkers… So wie z.B. ein Klaus Lage seinerzeit seinen Sozpäd-Look mitten zur New Romantic-Zeit gepflegt hatte – und trotzdem (mir damals natürlich unverständlicherweise…) Erfolge als: (tusch!) Popstar vorweisen konnte. Ob’s ihm nun passte oder nicht, sein „Tausendmal Berührt“ dudelte zwischen Nena, DAF, Duran Duran und Depeche Mode auf so mancher „Popper“-Fete. Ganz einfach, da die Nummer Pop in Reinkultur ist!
Natürlich ist Rory Gallagher weitab jeglichem Popappeals einzuordnen – und niemand hat auch nur ansatzweise hier in diesem Thread versucht, jegliche Musik(richtung), die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstand, über den Popkamm zu scheren. Nein, ein Rory Gallagher ist fürwahr kein natural born Pop (-Star)! Sollte er jedoch einmal in seinem Leben einen Single-Charthit landen, bewegt er sich ganz automatisch im Popgeschehen. Dies gebieten alleine schon die Mechanismen des Popbiz.
Im Übrigen empfehle ich nochmals die Lektüre von Ah Um’s Posting, welches man ein paar Seiten vorher findet.
Und wenn ich davon sprach, daß manche Bands wichtiger und erfolgreicher wurden aufgrund ihres Images, so ist dies keineswegs als allgemeine Faustformel angedacht gewesen, sondern als schöne Laune der Popkultur willkommen zu heissen, die gottseidank immer wieder für Überraschungen gut ist. Dabei denke ich z.B. an Frankie Goes To Hollywood. Die alleine durch ihr provokantes Auftreten mehr für die Akzeptanz der Homosexuellen in der Gesellschaft taten, als dies mit irgendeinem verschämtem hochkünstlerischen Betroffenheitsgedudel möglich gewesen wäre. Die Musik von FGTH war, so gern ich „Welcome to the Pleasuredome“ auch mag, nur durchschnittlich. Das wusste niemand geringeres als FGTH selbst und ihr Produzent Trevor Horn am Besten. Also hauten sie auf den Putz und wurden zu einem der grossartigsten Phänomene der Pophistorie.
Selbstverständlich gabs auch Flitzpiepen zuhauf, bei denen ein solches Kalkül nicht aufging. Oder kann hier jemand Hayzee Fantayzee wirklich noch was abgewinnen?
Und „nur gute Musik“? Natürlich hat keiner hier etwas gegen „nur“ gute Musik. Aber man muß nicht jeden (vermeintlich) ernsthaften Gniedler überhöhen – und über „Pop“ stellen, nur weil er sich als „ehrlicher“ hart arbeitender Musiker präsentiert.
Und @*Martin*: komme mir bitte nicht mehr mit „Geschmacksache“. Ich gehöre zu der Forumsfraktion, die die Verwendung des Begriffs „Geschmacksache“ als Totschlagargument wertet, um eine Diskussion abzuwürgen – oder um sie in schwammige Gefilde abdriften zu lassen…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad