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Irrlicht1.) Das will ich nicht leugnen
Mir scheint es sich allerdings zu häufen…
Ich interessiere mich sehr für Pop, aber was Bohlen & Co. machen, tangiert mich nicht weiter.
2.) Selbstverständlich. Kitsch ist eine absolut subjektive Aussage. Ich verbinde bspw. zu viel Bombast oftmals mit Kitsch, siehe z.B. die momentane Flut an Classic Metal Kapellen. Einer grunzt, Eine trällert, alles mit allerlei Keyboards und Sounbrei unterlegt, fertig ist das, was ich unter Kitsch verstehe. Man sieht also, man findet auch in den achso „harten“ und „gnadenlosen“ Bereichen Kitsch.
Ja. Wobei ich „Kitsch“ gar nicht so sehr auf Soundelemente beziehen würde. Keyboards, Streicher usw. sind absolut okay, auch gegen einen Breitwand-Sound ist nichts generell zu sagen. Es hängt dann am Arrangement, am Song, am Sänger, ob das ganze nur stereotyp ist, oder etwas Großartiges dabei herauskommt. Überhaupt: Wer ganz großes Kino inszenieren will, muss das Versprechen auch überzeugend einlösen. Im schlechtesten Fall klingt es wie Nightwish, im besten Fall wie Pulp oder eine Phil Spector-Produktion. Dazwischen liegen mehr als Welten.
3.) Muss ich mich in diese Schublade stecken ? Tja…
Ich hatte dabei nicht Dich vor Augen.;-)
4.) Wenn man den Begriff aber mit, sagen wir mal „leichter bekömmlich“ defniert, dürfte dies auf die meisten „Pop-Bands“ wohl zutreffen.
„Leichter bekömmlich“ ist nicht meine Definition von Pop. Pop lebt von der klassischen Songstruktur und einprägsamen Melodien, aber innerhalb dieser Grenzen ist sehr sehr viel möglich. Musik wird doch nicht nur dadurch besser, dass man sie immer komplexer macht. Es geht doch auch und vor allem um Emotionen und Gedanken – und da ist es immer wieder verblüffend, was man in 3 oder 4 Minuten (in den 50ern und 60ern häufig sogar nur in 2 Minuten) mit dem Hörer anstellen kann. Ein richtig großer Popsong ist auch ein großes Erlebnis.
Komplexitätswunder habe ich bisher noch keine erblickt. Ich lasse mich aber gerne von Dir in die Welt der „Underground-Pop-Bands“ entführen.
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Komplexität ist nicht per se gut oder besser als Einfachheit, sondern kann auch prätentiös oder akademisch trocken sein. Für mich ist Pop auch keine Frage von „Underground“ oder „Mainstream“, zudem gibt es doch einen breiten Raum dazwischen. Es gibt viele tolle Pop-Gruppen und -Künstler, die alles andere als Geheimtipps sind, aber nie von der „breiten Masse“ entdeckt wurden.
Und wenn Du Dich einführen lassen willst, bitte sehr, meine Lieblingssingles 2007: http://forum.rollingstone.de/showpost.php?p=1377476&postcount=181 Kannst Du Dir fast alles problemlos bei Youtube und Myspace anhören. Wird Dir logischerweise nicht alles gefallen, aber das eine oder andere vielleicht doch. Empfehlenswert sind auch die anderen Listen in diesem Thread, z.B. von Mistadobalina oder Chocolate Milk. Da kannst Du Dir ein Bild machen, wie Pop aktuell klingt, jenseits der engen Grenzen des Formatradios. Viel Vergnügen.:-)
(Die Vinyl-Singles-Threads sind genauso anregend, es gibt auch sehr viele Überschneidungen.)
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