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Pop ist Volksmusik unter den Bedingungen einer pluralistischen, kapitalistischen Massengesellschaft.
Volksmusik heißt: Musik von und für musikalische Laien. Laien sind Menschen ohne formelle musikalische (Konservatoriums-)Ausbildung.
Der Unterschied zur Volksmusik früherer Jahrhunderte besteht in massiv verbesserten Distributionsmöglichkeiten und der Möglichkeit, damit nicht nur seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, sondern sogar richtig viel Geld zu verdienen. Die „star making machinery“.
Dies hat natürlich Rückwirkungen auf die Musik selbst. Popularität gibt es fast nie ohne Populismus. Zur Popmusik gehört also in der Regel der Wunsch zu gefallen und das Publikum nicht zu überfordern. Sie zielt auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Dies kann ein Segen sein, aber auch ein Fluch. Geniale Einfachheit und bloße Platitüde wohnen dicht beieinander.
Zum Pluralismus gehört nun allerdings auch, dass jeder mitreden darf und Platz ist für vielfältige unterschiedliche Konzepte. Eines dieser Konzepte kann auch ein ostentativer Anti-Populismus sein, z.B. zwecks Schaffung einer besonderen Gruppenidentität.
Es ist also richtig, Pop nicht als Stilbegriff auf einer Ebene mit Rock, Jazz, Country oder Rap zu sehen, sondern als übergeordnetes Prinzip.
Verbreitet ist die Ansicht, dass es sich bei Pop (Beach Boys, Abba, Madonna, Michael Jackson, Britney Spears) und Rock (Stones, AC/DC, Bruce Springsteen, Nirvana, White Stripes) um zwei geradezu verfeindete Lager handelt. Aufgekärte Forumianer bestreiten zu Recht diese Frontstellung. Trotzdem scheint irgendwie jeder zu wissen, dass Elton John „mehr Pop“ ist als etwa Motörhead. Pop ist eben ein sehr schlecht konturierter Begriff.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)