Re: vom wert und unwert

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mikko
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Moderator / Juontaja

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verstehen kann ich das natürlich, mir ist das aber zu professionell (nicht umsonst arbeiten ja auch zwei der drei Genannten in besagter Branche). Bedingt durch Studium/Tätigkeit habe ich diese „Woher, Weshalb, Warum“-Einstellung im beruflichen Umfeld, ich will mit derselben Einstellung nicht an meine Hobbies rangehen, ich will die Musik und ihr Umfeld nicht analysieren, denn für mich würde das ein „zu Tode“-analysieren bedeuten und mir jeglichen Spaß nehmen. Ich wollte aber auch noch nie mein Hobby zum Beruf machen und einen Plattenladen zu besitzen wäre ein Albtraum!

Es gibt da eben ganz offensichtlich unterschiedliche Herangehensweisen.
Ich habe den Job den ich mache, weil ich mich schon immer besonders für Pop- und Rockmusik und ihre Hintergründe interessiert habe. Nicht umgekehrt. Ich hatte auch jahrelang einen Plattenladen und ein eigenes Plattenlabel, die aber beide u.a. deshalb nie richtig gewinnbringend waren, weil ich selbst zu sehr Fan bin. Insofern hast Du Recht. Man sollte das Hobby nicht zum Beruf machen. Jedenfalls nicht als selbständiger Unternehmer.

zwei Punkte hätte ich aber noch:
1. Zu vieles Beschäftigen mit Musik kann meiner Meinung nach trotzdem die Sinne trüben und die Urteilsfähigkeit beeinträchtigen. Wenn beispielsweise 16 jährige heute die Beatles für das größte halten, dann ist das sicherlich keine subjektive Entscheidung – sondern stark durch andere Musikhörer/Fachpresse beeinflusst! (die Beatles nur mal als Beispiel, dadrüber möchte ich jetzt nicht diskutieren!). Ähnliches gilt meiner Meinung Nach für das teilweise unreflektierte in den Himmel Loben von Wilco (auch hier nur: Beispiel!), Kritikerlieblinge halt….

Natürlich gibt es so ein unkritisches Verhalten. Und ich gebe zu, ich bin selbst nicht immer ganz davon frei. Wenn Herr D. oder Herr W. im RS bsw. eine Platte sehr lobt, bin ich eher geneigt, nach ihren Qualitäten zu forschen, als wenn Herr F. oder Herr S. das tun. Aber in aller Regel führt doch eine weitere Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema dazu, dass man sich ein eigenes fundiertes Urteil bildet. Das dann natürlich in erster Linie für einen selbst Gültigkeit hat.

2. ich habe immernoch nicht verstanden, wieso otis eine seltene Soul 7″ für „wertiger“ hält als eine seltenen CD-Box (naja, auf otis bezogen habe ich es schon verstanden, aber er verallgemeinert ja gerne…). Oder präziser, ich habe nicht verstanden, wieso eine CD (oder auch IronMaiden-Vinyl…) angeblich keinen Wert besitzen kann….

Ich glaube Otis hängt da – genauso wie tops und ich – einem Wertesystem, einem Kodex an, der offenbar für viele gerade jüngere keine Rolle mehr zu spielen scheint.
Es geht hier eben doch mehr um so eine Art historisch ideellen Wert im Kanon allgemein anerkannter Werte von Pop- und Rockmusik.
Gemeint ist weder der Wert, den eine Platte, CD, ein Song für jemanden ganz persönlich aus individuellen Gründen hat. Noch ein ein finanzieller Wert, der aufgrund des Marktes, aufgrund von Angebot und Nachfrage entsteht.
Es ist ein Wert, der durch Übereinkunft vieler an dem Thema interessierter und ausgewiesen kompetenter Liebhaber und Fachleute entsteht.
Wenn Du oder jemand anderes im Einzelfall anderer Meinung bist, so ändert das nichts an einer gewissen Allgemeingültigkeit.
Das spannende der Diskussion hier ist – finde ich – wo sind die Grenzen dieser Allgemeingültigkeit? Und wie ändert sich diese allgemein anerkannte Wertigkeit mit den Jahren und Jahrzehnten?

@jan Wölfer
natürlich sind Musiker zunächst mal nicht anders drauf als andere Hörer und Konsumenten. Was ich meinte ist, Musiker haben womöglich aus „beruflichen“ Gründen ein stärkeres Interesse daran, wie ein ganz spezielles Stück Musik entstand und vielleicht auch warum.

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