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Ärgerlich 1: Zu diesem Thema hatte ich in dem „Thread des Anstoßes“ schon mal was geschrieben, das durch Internetverbindungstrennung ins digitale Nirvana geschickt wurde.
Ärgerlich 2: Dann blüht das Thema richtig auf wenn man mal ein paar Tage nicht da ist und auch unterwegs nur äußerst limitierten Onlinezugang hat.
Never mind:
@ otis/mikko/tops:
Ich respektiere Euren Ansatz durch einerseits Rückgriff auf das Originalformat und gleichzeitige Recherche der Umstände der Entstehung der Geschichte einer Aufnahme/einer Sammlung von Aufnahmen. Es liest sich anregend, wenn Ihr Eure Gedanken zur der Rezeption von Musik mit dem Forum teilt.
Ich habe den Eindruck, dass dieser Ansatz der eines „middle-aged“ Musikbegeisterten ist. Ich vermute, vor 30/40 Jahren wart Ihr noch zu sehr mit der Wahrnehmung anderer Umstände beschäftigt um eine derart intensive – und tops mir scheint in diesem Zusammenhang der Gebrach des Wortes „ganzheitlich“ nicht unangebracht, weil es auch eine Form von Ganzheitlichkeit ist, die Du anstrebst – Vorgehenweise zu wählen. Die finanziellen Umstände spielen da bestimmt auch eine Rolle.
Von daher kommt Euch ein wenig die Rolle von „Elder Rocksmen“ zu, die losgelöst von so pubertären/adoleszenten Umständen wie „kein Geld“/“keinen Plan“/“hart-als-Berufseinsteiger-arbeiten“/“Kinder großziehen“ große Teile ihrer Freizeit (oder gar Arbeitszeit) mit eben dieser Obsession verbringen können. Good on you.
Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus sind, die berufliche Karriere auf hohem Niveau stagniert und die Partnerschaft in geregelten Bahnen läuft (oder nicht mehr stört?!?)! :lol:
Nein, ist klar, die Grundsteine werden früher gelegt. Viel früher. Das führt mich zurück zu der Formatfrage und der Frage, was welchen Wert hat.
Ich habe mir 1981/82 aus der Leihbücherei Kasetten ausgeliehen, sie unter relativ großem Aufwand und mit soundmäßig enttäuschenden Resultaten kopiert und dann das Kasetten-Cover durchgepaust, nachcoloriert und auf Pappe geklebt. Selbst auf der Kassette selbst habe ich versucht den Schriftzug des Originals nachzuahmen. Die Titel waren: Emotional Rescue, Tattoo You, A Hard Days Night, Sgt. Pepper, Led Zeppelin II um mal einige zu nennen. Und diese Kasen habe ich auf meinem tragbaren Mono-Kasenrecorder rauf und runter genudelt. Einen Plattenspieler hatte ich noch nicht. Und trotzdem war das für mich eine Offenbarung.
Und dann habe ich in der gleichen Bücherei auch nach Informationen über die Musiker, die Zeit in der sie hochkamen etc. gefunden und mich darin festgelesen. Also fast auch ganzheitlich. Aber trotzdem not the real thing, oder was?
Ich habe also mit einer Verspätung von bis zu 18 Jahren Musik auf einem Format gehört, das nicht nur eine Kopie war, sondern auch nicht das Format auf dem die Musik ursprünglich erschienen ist. Kann das gutgehen?
16 Jahre später habe ich bei meinen ersten gebrannten CDs einen ähnlichen Aufwand bei der Nachgestaltung eines Covers betrieben. Noch viel weniger the real thing, oder?
Momentan interessieren mich Kopien nur noch, wenn sie einen für mich sehr interessierten Inhalt haben.
Der Versuch nachzuvollziehen, was dem Komponisten bei der Arbeit beeinflusst hat und warum die Aufnahme genauso geworden ist, wie sie ward ist ist sicherlich hoch interessant, aber ich wehre mich dagegen die Rezeptionen von anderen, die einen anderen Weg gehen als minderwertig darzustellen. Manchmal frage ich mich, ob tops O'Malley wirklich beneidet!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue