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Originally posted by tops@23 Jul 2004, 12:21
Aber gern nochmal: wenn man sich mal wochenlang in den Sümpfen von Louisiana herumgetrieben hat, Baton Rouge und Lake Charles ein wenig kennt, auf den Spuren von Jerry Lee Lewis und Nathan Abshire mit sehr vielen Menschen gesprochen hat, dort etliche Joints aufgesucht und Konzerte besucht hat, mal ganz abgesehen von ganzen Lektüre-Bergen, kurzum: wenn man einmal richtig reingerochen hat in die Cajun-Kultur, dann stellen sich die von Dir ins Feld geführten „intuitiven“ und „emotionalen“ Erlebnisse erst verläßlich ein. Und daß sie dann auch viel intensiver sind als bei jemandem, der sich mal drei Tage im French Quarter herumgetrieben hat, bedarf eigentlich keiner weiteren Erläuterung.
Aber genau wie diese Herrangehensweise hilfreich zum Verständnis von Musik sein kann, KANN sie auch den eigentlichen, reinen (ich vermeide mal „objektiven“) Blick auf die Musik verklären. So kommen nämlich subjektive Empfindungen, Erfahrungen dazu, die den genüsslichen Aspekt des Hörens freilich durch z. B. assoziative Bezugspunkte verstärken können, aber gleichzeitig verschleiert das doch Deine Aufnahme.
Mir ist dabei natürlichklar, dass es „das“ reine und unschuldige Aufnehmen von Musik nicht geben kann, weil man durch irgendwelche Reize, Erfahrungen immer beeinflusst ist
Es darf eigentlich kein:
„Der Song ist ja an sich schon gut, aber wenn man bedenkt, wie es damals war…und unter welchen Umständen der Mann gelebt hat…und alles andere war damals Mist..“
geben.
Zumindest nicht, wenn man z.B. der Meinung ist (und das wird ja der Großteil hier sein) dass ein Hank Williams Song zeitlos ist. Aber wenn man nicht auch, oder zumindest nicht zu einem Bruchteil, in der Lage ist, den Song nur als Song, also gesondert von Entstehung, Interpreten, Zeit etc zu sehen, wird man Zeitlosigkeit nicht erkennen können.
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