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Originally posted by otis@22 Jul 2004, 10:08
wenn ich musik verstehen will, dann muss ich das drumherum seiner entstehung in meine rezeption mit einbinden. das heißt zb nicht, dass man deshalb musik von früher nur von singles hören dürfte. aber ich sollte sie wie singles hören. (und nicht an einem durchgehenden stück von einer vollgepfropften cd)
wenn mir diese musik auch heute noch was zu sagen hat, um so besser. das hat dann aber wieder nichts mit geschmack zu tun, sondern anderen grundlegenden ästhetischen/soziokultrellen verständnis- und empathie- oder was auch immer -geschichten.
D'accord.
Das ist so wie überall:
Der Edelvernatsch schmeckt in Südtirol über 1500 m am Besten, das Hefeweizen in Oberbayern und das Pils in Norddeutschland. Wo anders kann man es aber auch geniessen.
Ein Bild versteht man am Besten, wenn man es aus der Werkstatt eines Malers erwirbt. Einen Kunstdruck kann man aber auch geniessen.
Eine Autorenlesung ist erkenntnisreicher als nur das Buch zu lesen.
Und klassischen Musikstück mit Partitur zu lesen als ohne, ist ebenfalls genussvoller.
Und Musik regional dort zu kaufen, wo sei entstanden ist, ist ebenfalls authentischer und prägender. Mindestens psychologisch gesehen, vielleicht sogar wirklich.
Aber trotzdem trinke ich Edelvernatsch ausserhalb Südtirol, habe einen Kunstdruck an der Wand und lese Bücher.
Mehr geniessen würde ich die Originalerlebnisse (deshalb sind die auch „wertvoller“, wertiger ?)
Und das glaube ich, ist hier das grosse Aneinandervorbereiden.
Die einen meinen, was ist wertiger ?
Die anderen meinen, „man kann alles geniessen“ !
Und beide haben Recht.
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