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Erst einmal herzlichen Dank an alle für das Feedback. Ich bin ein wenig verwundert, dass so viele Alben nicht weiter geläufig sind. Klar, das ist nicht unbedingt Forumskonsens, aber wirklich obskures Zeugs ist da eigentlich auch nicht dabei.
Hotblack DesiatoPotzblitz! ‚Document‘ auf N°1 hatte hier auch noch keiner, glaube ich. Sind das eher persönliche Bande oder ist das wirklich für dich das Beste Album überhaupt?
Es ist für mich wirklich eines der beiden besten Alben aller Zeiten. Das ich zwei Alben („Document“ und „Dry“) mit einer 1 markiert habe, ist kein Versehen. Bei diesen beiden Alben kann ich mich schon seit vielen, vielen Jahren nicht wirklich entscheiden, welchem ich den Vorzug gebe. Hängt wohl von der Wetterlage ab. Beide Alben liebe ich seit ihrer Veröffentlichung, das R.E.M. Album ist damals fast unmittelbar zu meinem Favorit geworden, das Harvey-Album hat ein paar Jahre benötigt, um all seine Kraft zu entfalten. Persönliche Bande verbinde ich mit beiden. Mein Musikgeschmack war in der 2. Hälfte der 80er im totalen Umbruch, „Document“ hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran.
tolomoquinkolomWill sagen: beruht der Ausschlag nach oben – was die 80er und 90er betrifft – auf einer biographischen Ursache oder misst Du den betreffenden Jahrzehnten eine herausragende musikalische Bedeutung zu?
Ääh, ja!
Ich stamme aus einem musiklosen Elternhaus. Mehr als einen billigen Radiorecorder in der Küche und ein paar MCs mit Hits aus Ilja Richters „Disco“ gab es da nicht. Mir wurden weder Elvis, noch die Rolling Stones oder die Beatles in die Wiege gelegt. Ich wurde hauptsächlich durch ältere Freunde und das Radio (WDR, später BFBS) geprägt. Ab meinem 15. Lebensjahr waren für einige Jahre die DJs des Oberhausener Old Daddy, dem dunkelsten und runtergekommensten Schuppen der Stadt, die Hauptideengeber, die Taktgeber meines Musikgeschmacks. Die Musik, die dort lief, war wie der Laden; dunkel und gefährlich (denkt euch einen Smiley). Einiges aus dieser Zeit steht auch heute noch in meiner Top 100 (Bauhaus, Charles De Goal, Joy Division, Killing Joke, Siouxsie etc.) Die Musik der 50er, der 60er und meinetwegen auch die Musik der ersten Hälfte der 70er war die Musik der Alten. Damit konnten mich auch spätere Freunde nicht hinter dem Ofen hervorlocken und das ist im Prinzip mit einigen wenigen Ausnahmen noch heute so. Ein Problem mit der Ahnenforschung ist vielleicht auch meine Liebe zu aktueller Musik. Ich entdecke weiterhin ständig neues und bin mit den letzten 30 Jahren Musikgeschichte noch immer so beschäftigt, da muss ich bisher keine weiteren Baustellen eröffnen. Kann ja noch werden.
Und natürlich bemesse ich den 80ern und den 90ern eine herausragende musikalische Bedeutung bei, sonst würden sie nicht den Hauptanteil meiner Lieblingsalben ausmachen. Meine Lieblingsplatten sind für mich konsequenterweise auch die besten Platten, da will und kann ich dann keine weiteren Unterscheidungen treffen. Ob es x ohne y nicht gegeben hätte, ist mir dabei erst einmal ziemlich egal. Merke: ich rede hier nicht von musikhistorischer Bedeutung und dem Großen und Ganzen, sondern von meinen persönlichen Vorlieben.
Die Noughties haben noch Zeit zu wachsen, ich bezweifele aber, dass sie jemals den Stellenwert der beiden vorausgegangenen Jahrzehnte einnehmen werden. Ich habe zwar in den letzten Jahren mehr Platten denn je gekauft, habe aber weder die Zeit noch die Ausdauer um sie so ausgiebig zu hören wie früher. Da haben es die heutigen Veröffentlichungen ungleich schwerer einen Klassikerstatus zu erreichen. Aber da gibt es natürlich glücklicherweise Ausnahmen, die findest du dann in der Top 100.
61 Rowland S. Howard – pop crimes – 2009
Jan LustigerWie großartig! Bist bestimmt der erste, der diese Scheibe hier nennt und damit mir zuvorgekommen.
Yep, wirklich ein großartiges Album. Übrigens mein neuester Eintrag in der Top 100. Ein Grund, dass das Album hier im Forum ein wenig untergegangen ist, könnte die recht limitierte Vinylveröffentlichung gewesen sein. Das Album ist nur als Australien-Import zu beziehen und ist in hiesigen Läden kaum zu finden. Schade um dieses würdige Abschiedsgeschenk und tolle Vermächtnis, das Rowland S. Howard uns da hinterlassen hat. R.I.P.
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