Re: Toto

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think-noise

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http://www.music.ch/LF/reviews/ID738/INFO/Toto/Falling+In+Between/

Toto
Falling In Between

Grosse Überraschung

Das Album „Mindfields“, welches die Rückkehr des Original-Toto-Sängers Bobby Kimball markierte, liegt schon sieben Jahre zurück. Dazwischen erschien ein Live-Album und das umstrittene „Through The Looking Glass“, worauf Toto Coverversionen von Songs ihrer Lieblingsmusiker präsentierten. Nach einem Streit mit dem Major Sony, bei dem Steve Lukather nicht mit bösen Worten geizte, erscheint nun endlich, auf einem kleinen Indie-Label, „Falling In Between“. Es ist die überraschendste CD der Amerikaner. „Wäre es unser letztes Album, was wir nicht hoffen“, sagt Lukather, „könnten wir uns getrost verabschieden mit dem Wissen, das künstlerisch Beste gegeben zu haben.“ „Falling In Between“ ist wie eine Werkschau aus all den musikalischen Erfahrungen, die die Band in den vergangenen Jahren gemacht hat. Ein äusserst abwechslungsreiches Album mit zahlreichen Gästen und der gewohnten Perfektion einer eingeschworenen Mannschaft.

Der Titelsong, der das Album eröffnet, ist ein heavy Rocker mit heruntergestimmten Gitarren und einem aggressiven Bobby Kimball. So hart haben wir Toto noch nie gehört. Mit „Dying On My Feet“ folgt eine typische Toto-Rock-Nummer, die jedoch am Schluss mit unerwarteten Bläsereinsätzen der Chicaco Horn Section aufwartet. „Bottom Of Your Soul“ ist eine schöne Ballade im Stil von „I Will Remember“ mit Steve Lukather am Mikrophon im Duett mit Joseph Williams, der 1986 das Album „Fahrenheit“ mit Toto machte. Es folgt der beste Song auf der Platte: „King Of The World“, eine fetzige, typische Toto-Hymne mit einer tollen Melodie, bei der sich David Paich, Steve Lukather und Bobby Kimball den Gesang teilen. Bei „Hooked“, einem gitarrenbetonten Rocker, ist ein Querflötensolo von Jethro Tull-Urgestein Ian Anderson zu hören.

Das folgende „Simple Life“ ist dann allerdings ziemlich merkwürdig. Die knapp zweieinhalb Minuten dauernde Nummer beginnt ruhig und steigert sich im Refrain, ist dann aber schon zu Ende, kaum hat sie richtig angefangen. Keine Ahnung, was sich Steve Lukather dabei gedacht hat, schade um die grossartige Melodie. Doch dieser Fehltritt ist schnell vergessen, denn es folgt das schnelle „Taint Your World“, ein schmissige Boogie-Nummer mit einem guten Bobby Kimball und einem verblüffend verspielten Break. Und schon wieder eine Überraschung: Beim jazzig funkigen „Let It Go“ hören wir das neueste Toto-Mitglied Greg Phillinganes mit gekonntem Leadgesang. „The Spiritual Man“ wird dann, wie der Titel schon vermuten lässt, von schönen Gospel-Chören geprägt. Eine malerische Ballade, gesungen von David Paich, Greg Phillinganes und Bobby Kimball und mit einem Saxsolo von Tom Scott veredelt. Das abschliessende „No End In Sight“ mit dem Gesang von Steve Lukather und Bobby Kimball macht dann noch einmal klar, warum die Jungs von Toto unter Musiker-Kollegen und auch beim Publikum als unübertroffen gelten. Die 6-minütige Nummer ist einfach clever gemacht – wie das ganze Album.

Natürlich ist es einfach, jetzt von einem Meisterwerk zu sprechen, vielleicht gar von der Platte des Jahres. Von Toto erwartet man nichts anderes. Lassen wir es also dabei, dass „Falling In Between“ das überraschendste Toto-Album ist. Es braucht etwas Zeit, mehrere Durchläufe, bis man den Überblick hat. Produktionstechnisch und auch vom Songwriting her gibt es nichts auszusetzten, ausser vielleicht die halbe Sache mit „Simple Life“.

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