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sparch
Toto – The 7th one
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Meine vollste Zustimmung, danke sparch, besser kann man es nicht zusammenfassen: Ich habe selbst viele Jahre E-Gitarre in einer Rockband (Stil: Saga/Marillion) gespielt und habe – ich glaube – noch I, IV, VII und Isolation im Keller auf Platte rumstehen. Damals wurden die auch häufig gehört, natürlich (auch) wegen Lukathers wirklich tollem Gitarrenspiel. Seine Phrasierungen sind weltklasse (etwa beim vielzitierten „can’t stop loving you“ dieser Zwischenteil: super!) und er ist in vielen Spielarten technisch sehr gut. Für jede Band aus dem Rockbereich waren Toto (damals?) bei Kompostionen und Arrangement ein gutes „Vorbild“.
Mein musikalischer Horizont war damals – ich gestehe – aber auch relativ beschränkt. Später durch Studium und Familie habe ich die Lust an dieser Musik verloren, anderes war plötzlich wichtig. Und: ich habe mitbekommen, dass Musik nicht nur auf der technischen und spielerischen Ebene funktionieren soll sondern vor allem auf der emotionalen. Haben die was zu sagen? Haben die was zu erzählen? Berührt mich das? Macht mich das betroffen/aggressiv/muss ich lachen/werde ich fröhlich?
Auch wenn das jetzt harsch klingt: Mir sind (und ich bin Ende 30) die Artic Monkeys/Kaiser Chiefs/Franzens mittlerweile lieber, auch wenn die ihre Instrumente nicht so toll und technisch versiert bedienen können, wie Lukather/Phillips u.a. Warum? Weil mir – nicht alle – aber etliche Stücke „etwas sagen“, mich ansprechen, die auf Hochglanz-Lyrics verzichtet. Mir ist eine Band, die es vielleicht nur 3 Jahre gibt (etwa die Libertines) lieber, als ein technisch herausragendes Gesamtwerk einer Band von Künstlern, die im wesentlichen seit 30 Jahren dasselbe machen, mal ein bisschen „rockiger“, mal einen Schuss „jazziger“, mal eine Prise „poppiger“. Musik lebt für mich im wesentlichen für den Tag, für die Stimmung. Da gebe ich frei heraus zu: Wenn im Radio mal „I can’t stop loving you“ läuft, schalte ich nicht weiter – ne schöne Nummer (der Mittelteil!). Aber eine LP muss ich da nicht mehr von haben.
Es ist völlig ok, wenn misterzet, allman, der mc und andere das anders sehen. Aber bitte glaubt mir eins: Musiker sehen und hören Musik anders, es macht einfach null Sinn, mit dem ganzen „technisch versiert, auf höchstem Niveau, usw…“ immer wieder rumzuargumentieren und die „Objektivität“ der eigenen Meinung damit bestärken zu wollen. Das stimmt ja alles, bedeutet aber vielen hier im Forum nichts oder macht deren Musik nicht deshalb wertvoll. Auch wenn die postings immer wieder die selbe Eingangsfloskel bemühen: „Ich kann es ja akzeptieren, dass du Toto nicht magst…“, dann folgen wieder lange Passagen, warum derjenige das eigentlich ja gar nicht kapieren kann.
Und noch mal Gottschalk: Leute, es ist hochnotpeinlich, wenn Musiker dieses Kalibers ihre neue Single nicht in voller Länge spielen sollen, weil irgendwelche Dritte entscheiden, dass die zu Tode genudelten Rosanna und Africa nochmal kurz anzunudeln sind – wenn die so etwas (notgedrungen? warum? gegen ihren Willen?) akzeptieren müssen, sagt das doch eigentlich alles: ein Beleg für die These, dass da alte, leicht untersetzte Männer sich der Vermarktungsmaschine unterordnen, die im wesentlichen ihre alten „Best-Of“ Scheiben an den Mann bringen will, weil mit dem neuen Material der große Reibach nicht zu machen ist. Und wenn das ihre eigene Entscheidung war: noch schlimmer.
Nik
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Johnny Marr IS GOD