Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Von Abba bis ZZ Top › Toto › Re: Toto
Zum Thema.
Ich habe mir tatsächlich die Mühe gemacht nun einen längeren Beitrag zum Thema Toto zu verfassen. Eigentlich gehört er ins ‚Wiederhören‘, ich möche dort aber keine weitere Toto Diskussion starten. Also bitte sehr:
Toto – The 7th one
Als jemand, der mit der Musik von Toto nichts (mehr) anfangen kann, bekommt man gerne vorgeworfen, dass man die Band doch gar nicht richtig kennt bzw. nur deren Hits. In meinem Falle ist das jedoch völlig anders und am Beispiel ihres 7. Albums möchte ich nun versuchen zu beschreiben, was mir an dieser Musik nicht mehr gefällt bzw. warum im Laufe der Zeit mein Interesse an dieser Band quasi gegen 0 gegangen ist. Überflüssig zu erwähnen, dass das Ganze keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit hat. So oder ähnlich könnte ich allerdings auch über die anderen mir bekannten Alben schreiben.
Da ich das Album Mitte der 90er zusammen mit 7(!) anderen Toto-Alben verkauft habe, habe ich es natürlich schon länger nicht mehr gehört, die Erinnerung daran ist aber noch allgegenwärtig, da ich es zur Zeit seiner Veröffentlichung sehr oft hörte. Es stellt sich für mich also die Frage, was nach all den Jahren von diesem Album überhaupt noch übrig geblieben ist. Und das ist nicht allzu viel, denn die Musik sagt mir nichts mehr, nichts über mich, nichts über den oder die Musiker, einfach nichts. Es fehlt das entscheidende Element, um mich zu überzeugen: die Seele. Diese Musik hat einfach keine Seele, keinen Soul sondern klingt wie lieblos produzierte Dutzendware von der Stange. Dass dies handwerklich perfekt in Szene gesetzt wurde möchte ich gar nicht bestreiten, aber zu guter Musik, zu Musik die mich berühren soll, gehört für meinen Geschmack wesentlich mehr als technische Perfektion. Einen Musiker mag diese Perfektion vielleicht sogar erfreuen, aber einem Musikliebhaber, für den technische Details eine eher untergeordnete Rolle spielen sei es zugestanden diese Musik nicht zu mögen, sie sogar richtig „scheiße“ zu finden. Was ist mit all den Annas, Pamelas und Mushangas? Gibt es diese Frauen im Leben der Autoren wirklich, oder dienen sie nur als Mittel zum Zweck, nämlich dem Zweck, dass ein Pop- oder meinetwegen auch Rocksong natürlich auch einen Text benötigt. Und mehr als eine Mischung aus Pop und Rock ist das musikalisch auch gar nicht. Wobei es natürlich niemals richtig rocken tut, auch wenn die E-Gitarre auf ‚Stay away‘ mal ein bisschen lauter erklingen darf. Denn wenn etwas wirklich ‚rocken‘ soll, dann darf es auch gerne mal etwas dreckiger klingen, hier ist aber alles klinisch rein, ja geradezu steril, als wollten die Musiker um jeden Preis vermeiden ins Schwitzen zu geraten. ‚Only the children‘ ist auch so ein Möchtegern-Rocker der Marke ‚wir wollen es ja nicht gleich übertreiben‘. Selbst Bon Jovi bekamen eine solche Nummer damals authentischer hin, nur vielleicht nicht ganz so perfekt, den die Perfektion scheint es zu sein, die dem gemeinen Toto Fan feuchte Augen bereitet, oder eben die Belanglosigkeit dem Formatradiohörer. Auch beim bayrischen Rundfunk scheint es einige Toto Fans zu geben, ist die Titelmeldodie vom Report aus München doch eine Kombination aus ‚Stay away‘ und ‚Home of the brave‘. Letzteres ist wohl der einzige Song auf dem Album, der etwas aus dem Rahmen fällt, da er durch seine mehreren Teile leicht progige Ansätze aufweist, was ihn aber letztendlich auch nicht besser mach als den Rest, denn auch Songs wie der damaligen Single ‚I can’t stop loving you‘ fehlt es schlicht und ergreifend an Charme. Sie haben zwar Ohrwurmcharakter, hinterlassen jedoch keinen bleibenden Eindruck und wirken somit eher wie musikalisches Fastfood.
Dass ich das Album damals richtig gut fand, kann ich heute absolut nicht mehr nachvollziehen, denn es klingt für mich wie eine Ansammlung musikalischer Klischees. Typische Spät-80er-AOR-Musik, die es scheinbar zum Ziel hat, den alternden Fan bei Laune zu halten und bloß nicht aufzuregen. Meine musikalische Entwicklung ging in eine völlig andere Richtung und da hatten Bands wie Toto einfach keinen Platz mehr, aber allen die das Album heute immer noch mögen sei der Spaß daran dennoch gegönnt.
--
Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?