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N’abend allerseits,
nein, keine Panik, ich bin nicht der Heribert auch wenn gerade Fussball lief
Seit ein paar Beiträgen wird hier ja in der Tat sehr sachlich und themengerecht diskutiert, weder Toto-Hasser noch kritiklose Überfans die sich die Köpfe einhauen für oder gegen die Band…Respekt, das findet man doch eher selten.
Daher möchte auch ich nun meinen bescheidenen Senf dazugeben da ich einen recht guten Einblick in die Materie habe:
1. SONY war insgesamt ein megaübles Pack, wenn man da einige Leute hat werkeln sehen, wundert man sich nicht mehr das die Musikindustrie mehr oder weniger den Bach runtergegangen ist.
Was Advertising bezüglich Poster, Werbung in Radio und TV angeht die Frontiers macht, kann ich nix zu sagen, da hat man bei der Mindfields in der Tat noch andeutungsweise etwas mitbekommen, allerdings dürfte sich das mit MTV auch eher schwieriger gestalten, da flächendeckend in den meisten Ländern keine Single ausgekoppelt wurde, die man dann auch in der Tat kaufen kann (!) bzw. man ein Video spielen könnte, bei der Mindfields hat man öfter mal Melanie gesehen.
Das ist diesmal von der Band jedoch von vorne herein abgelehnt worden also ist nicht unbedingt die Schuld der Plattenfirma die ja wie erwähnt auch noch bedeutend kleiner ist als Sony.
Was die Platte selbst angeht, so hat Frontiers schon im vergangenen Jahr eine grossangelegte Kampagne beim Rundfunk, europaweit, begonnen, wenn allerdings die zuständigen Musikredakteure das Ding statt zu spielen lieber in ihrem Bekanntenkreis verteilen wie man bei Amazon ausgesprochen schön beobachten konnte, dann ist der Band von der Seite leider nicht mehr zu helfen.
Es liegt in der Hinsicht wohl ein wenig an allen Beteiligten.
Nachtrag zu Sony:
Dafür das man von der Plattenfirma dermassen schlecht behandelt worden ist, hat es die Band über Jahrzehnte fertiggebracht, entgegen dem ausgesprochen häufig artikulierten Rat diverser Leute in ihrem Umfeld, immer und immer wieder bei Sony zu unterschreiben, wider besseren Wissens, obwohl es zwischenzeitlich öfter andere Angebote gab.
Spezialität von Luke: Diesmal wird alles anders, diesmal stehen die Leute so richtig hinter uns, die beste Platte die wir je gemacht haben, die nun endlich entsprechend gewürdigt wird. Und was kam dabei heraus?
Nischt!
Das macht man vielleicht zweimal aber dann sollte man es auch merken ansonsten muss man entweder unglaublich naiv sein oder sehr viel Geld erhalten!
Irgendwie beschlich einen zunehmend das Gefühl, es sein ein liebgewordenes Ritual dieses in den Himmel loben und dann draufhauen wenn es mal wieder erwartungsgemäß schief ging. Hauptsache nur man ist nicht selbst verantwortlich.
2. Byron
In der Tat ein ziemlicher Flop und zu Recht eher früher als später abserviert allerdings gab es verglichen mit Joe Williams einen entscheidenen Unterschied:
Die Idee mit Byron stammte einzig und allein von der Plattenfirma, während Joe Williams auf den Rat eines Freundes hin ganz normal zur Audition tigerte und zudem die Bandmitglieder allesamt schon kannte, allein die Familien Porcaro-Williams kannten sich bereits Jahrzehnte.
Im Prinzip hat Jeff ihnen alle Leadsänger angeschleppt, das war aber normal da er schlicht der Kopf der Band war und man ihm im nachhinein bescheinigen muss, dass er versucht hat die Band voranzubringen auch wenn dies gerade in Bezug auf die Sänger (die allesamt das Problem hatten in eine Gemeinschaft von Musikern zu geraten die sich von Kindesbeinen an kannten und schon Jahrzehnte miteinander spielten) meist früher oder später in die Binsen ging. Wobei auch fairerweise noch gesagt werden muss das eigentlich keine Entscheidung die je in der Band getroffen wurde, egal ob bezüglich Sänger oder andere Dinge, einstimmig gefallen ist, dafür prallten und prallen da ganz einfach zu viele verschiedene Charaktere aufeinander.
Das Jeff Byron von musikalischer Seite her für einen geeignete Sänger hielt halte ich für ausgeschlossen, ich gehe eher davon aus das er als Einzigster in der Band die Notwendigkeit sah, sich irgendwie mit der Plattenfirma zu arrangieren.
Was ich ihm ausgesprochen hoch anrechne ist die Tatsache das er bei allem was Byron betraf seinen Prinzipien treu geblieben ist, genau das unterscheidet ihn mehr als alles andere von Luke. Es wäre ein leichtes gewesen Byron in seiner aktiven Zeit als Sänger den Leuten zum Frass vorzuwerfen, stattdessen hat er den Ärger den der Einstieg brachte hintenangestellt und sich für Byron eingesetzt und damit meine ich weder gegenüber den Medien (wo es auch Zeiten gab in denen Luke den PR Blödsinn mittrug weil es der Sache dienlich war) noch bei den Fans die immer kritischer nachfragten.
Es gibt eine sehr schöne Anekdote aus Rotterdam als Byron während der Show von einigen Fans in der ersten Reihe aufs übelste rassistisch beschimpft wurde.
Jeff stand daraufhin mitten im Lied auf, ging zum Bühnenrand und machte den Leuten deutlich das Byron zur Band gehöre und er derartiges gegenüber einem Bandmitglied nicht dulden würde und die Band innerhalb von 10 min das Konzert abbrechen würde, sollten die Angriffe nicht aufhören. Was die restlichen Zuschauer dann mit ihnen veranstalten würden, dafür würde er keine Garantie übernehmen.
Es war eher natürlich das die Band ihm folgte, er war der Älteste, hatte die Band gegründet, brachte viele Ideen mit ein aber das wichtigste was man ihm rückwrikend attestieren muss ist das er die Band zusammengescheißt hat. Er war im Prinzip der Kitt der die ganzen verschiedenen Charaktere zusammengehalten hat, und wenn es nötig war, eine Entscheidung traf. Wer mal richtig hinter die Kulissen blicken durfte weiß was ich meine denn das sieht heute entscheidend anders aus.
Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied zu heute, Luke gibt zwar nach außen hin den Boss, jedoch ist das nur möglich weil der Rest ganz froh ist das er sich um viele Dinge dann nicht kümmern braucht auch wenn Luke reichlich oft danebenhaut und Ärger fabriziert den man eigentlich hätte vermeiden können.
Und genau da hakt es ganz mächtig im Getriebe, denn jemanden mit der Autorität von Jeff hätte die Band dringend nötig. Dave hat von Anfang an nicht gerade den Eindruck erweckt als wolle er diese Rolle nach Jeff’s Tod übernehmen, der Rest hat frühzeitig kapituliert und lässt ihn gewähren bzw. musste wie Mike die Erfahrung machen, das tatsächlich nur Jeff in der Lage war Luke zu bremsen.
Und der fühlt sich in seiner Rolle als missverstandenes Menschlein nur allzu wohl. Hinzu kommen Minderwertigkeitskomplexe und Geltungsdrang sowie Kritikunfähigkeit denn bei ihm haben immer nur die anderen Schuld.
Man hat mit zunehmender Zeit den Eindruck dass er sich in in dieser Rolle gefällt und man das Image der Band unbedingt weiter aufrecht erhalten sollte. Man wird von Musikern verehrt, von den Fans vergöttert, von den Kritikern gehasst und nutzt jede Gelegenheit zu betonen wie toll man doch nach all den Jahren noch miteinander befreundet ist. Nur schade das die Platte schon seit geraumer Zeit einen Sprung hat.
Es ist schade, dass bisher nur Steve Porcaro den Mut hatte Luke mal in einigen Dingen den Spiegel vorzuhalten wenn der trotzig von sich gibt „ich hab keinen Bock mehr Gesülze fürs Radio zu schreiben“ nur um sich dann, wenn das Anti-Gesülze denn erwartungsgemäß tatsächlich nicht gespielt wird, am Ende zu beschweren die bösen Kritiker und Radiomenschen und Plattengeier hätten ja alle etwas gegen die Band.
Er ist wirklich kein schlechter Kerl und hat in der Tat auch sehr angenehme Seiten aber leider auch Charaktereigenschaften an sich, bei denen Sturheit als Bezeichnung noch harmlos ist. Da habe ich schon anderes mitbekommen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass in der Tat so einige Dinge innerhalb der Band anders laufen könnten oder anders laufen als die meisten ahnen aber man ihnen natürlich auch zugute halten muss, dass sich die Musikindustrie in den letzten 10-15 Jahren entscheidend gewandelt hat. Wobei es immer eine kleine Nische (die jedoch sicherlich schon größer ist als bei vielen anderen Künstlern die der unkundige Mainstream-Radiohörer so allgemein unter der Rubrik „Where are they now“ abhakt) für die Band geben wird, denn soooooo schlecht geht es denen wirklich nicht. Kann ich beurteilen.
In diesem Sinne wünsche ich ein Gut’s Nächtle und freue mich das es doch noch kompetente Diskussionsstränge gibt im Netz.
Pecky
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