Re: Zur Situation der Radio-/Musiklandschaft

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pelo_ponnes

Registriert seit: 13.04.2004

Beiträge: 2,807

Radio GaGa.

Mein Problem ist, dass ich eigentlich das Radio liebe. Ich träume davon, wieder vor dem Radio zu kleben und auf den nächsten Titel hinzufiebern. Was kommt da wohl? Und dazu tolle Hintergrundinfos. Und Specials und Dokus und..und..und.

Mein Problem ist nicht unbedingt die Musik, die im Popradio gespielt wird. Ich habe nichts gegen Phil Collins und Madonna. Mein Problem ist vielmehr die fehlende Abwechslung, und das fehlende Spektrum (ich will auch auf Neues/Unbekanntes aufmerksam gemacht werden). Immer das Gleiche, Computer rauf und runter. Ich meine, auch von ABBA und Phil Collins gibt’s mehr als 5 gute Songs. Und bei denen würden die Hausfrauen sicher nicht abschalten. Überhaupt: wenn mal der Computer versagt und ein Moderator mal was anderes abspielt, sind die Reaktionen der Hörer meistens positiv. Da kommen sofort Anrufe: was war das für ein toller Song etc. Also, selbst innerhalb des Konzepts des Formatradios würde mehr Abwechslung möglich sein, ohne die Einschaltquoten negativ zu beeinflussen.

Wobei ich natürlich kein Anhänger der Idee „Formatradio“ bin. Ich höre viel weniger Radio als noch in den Neunzigern. Das Aufkommen der Privaten hat sich in der Tat massiv auf die Radiolandschaft ausgewirkt. Statt deutschem Radiogedudel ziehe ich mir lieber BBC RADIO 2 rein, oder eben ausgewählte Sendungen/Internetradio.

Schlimm finde ich auch die Dümmlichkeit der Moderatoren. Leider scheint Einstellungsvoraussetzung zu sein, dass man von Musik keine Ahnung hat. Ich würde mich gewiss nicht als Musikexperte bezeichnen, aber wenn die mal was zu den Künstlern sagen, fällt mir häufig sofort auf, dass es fehlerhaft ist. Oft richtige Hammerfehler. Und wenn einer mal mit Hintergrundwissen glänzt zu einer Band und dann sagt „Ich spiele mal was Spezielles von der Band“ ist es letztlich doch wieder der Hit aus der Rotation. Wirkt schon lächerlich.

Besonders traurig sind diese sogenannten Wunschsendungen. Noch in den Neunzigern habe ich mich da beteiligt. Und da sind sie manchmal tatsächlich noch ins Archiv gerannt und haben den raren Track gespielt. Vorbei. Das ist bei den Sendern, die ich gehört habe, mittlerweile nicht mehr möglich. Verlangt man irgendwas Rares, so heisst es. „Ja, aber wir spielen nur das, was auf Festplatte ist. Haben Sie einen Ersatztitel?“ Ja, aber den können sie dann auch nicht spielen. Ich habe es mit meiner Lieblingsband oft getestet. Der betreffende Sender hat am Ende immer „Livin‘ Thing“ oder „Hold On Tight“ gespielt und konnte selbst andere Hits der Band nicht spielen. Und dann hiess es „Herr Ponnes wünscht sich Livin‘ Thing“. Nein, wünscht er sich nicht. Wie sagte der Moderator immer: „Wünschen Sie sich doch mal was Spezielles“. Das tat ich dann, aber gespielt wurde es nicht.

Also habe ich mal den Mund aufgemacht, als es so einen Hörertag gab, an dem man angeblich Kritik äußern durfte. Aber tatsächlich wurden fast nur die Lobhudler durchgestellt. Ich sprach also meine harsche Kritik auf Band auf, in der Hoffnung auf eine Reaktion. Und: es wurde tatsächlich gesendet. Allerdings: zusammengeschnitten und so, dass das Ganze eher positiv als negativ klang. Zensur nennt man das.

Es ist zum Heulen, immer noch, trotz der Hoffnungsschimmer.

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