Re: Folgende Radiosendung dringt bald an mein Ohr

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dr-music

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DLF: Sa, 15:05 Uhr
Corso – Kultur nach 3

1. BAND-PORTRÄTDie cooleren Nachtschwärmer

Von Kurt Benzner
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Dal Martino und Reiner Winterschladen bilden das Jazz-Duo Nighthawks. (Presse)Sie nennen sich Nighthawks, wie der Titel des berühmten Gemäldes einer Bar von Edward Hopper. Musikalisch wollen die beiden Jazzmusiker aus Köln und Hamburg aber weit über entspannte Lounge-Musik hinaus. Die sei schließlich nur „Dünnbrettbohrerei“.
Irgendwann waren sie eine Band.
“Das betrifft aber hauptsächlich das Live-Spielen.“
Und Rio Bravo ist ein Western, wie Rio Grande auch.
“Was ja derselbe Fluss ist, Rio Grande, Rio Bravo, die Amerikaner sagen Rio Grande und die Mexikaner Rio Bravo.“
Auf jeden Fall irgendwas mit Texas:
“Einerseits Musik aus dem innerstädtischen und anderseits ist Trompete für uns auch halt der Wilde Westen oder die Steppe oder auch die kleine weiße mexikanische Kirche in der Wüste.“
Die Wüste. Die Stadt, die Kirche in der Wüste: vermittelt, hervorgerufen, geschaffen durch die Trompete von Reiner Winterschladen:
“Die Trompete. Trompetensound. Ich finde, Trompete passt also da hin und in den nassen Asphalt von Hamburg, sagen wir mal.“
Dal Martino, der Bassist, der Arrangeur, der Produzent der Nighthawks.
“Irgendwann mal war Dal Martino in Los Angeles und erzählte einem Einheimischen etwas über einen Dalmatiner, den Hund, nicht ahnend, dass der Dalmatiner im englischen Dalmation ist, und nicht Dalmatino, und da Vaessen, Volker Vaessen sowieso niemand aussprechen konnte, naja, so entstehen neue Namen.
Der andere, Reiner Winterschladen, der erwähnte Trompeter, ist bei der NDR-Bigband, und wenn man bei der NDR-Bigband ist, hat man genügend Zeit für andere Sachen, Dal Martino:
“Ja, offenbar.“
“Und der sitzt immer, wenn man so von vorne drauf guckt, hinten rechts.“
Er klingt, dieser Trompeter, hier und da, mit diesem kühlen Ton, wie … man mag es kaum sagen …
Ein bisschen Miles Davis

“Ja, Miles Davis. Vom Sound her.“
Kraftvoll, kühl, kräftig, kühn, bisweilen explodierend, dieser Ton.
Winterschlagen ist Jazzmusiker, er begann mit Freejazz, der demnächst 58-Jährige. Dal Martino, 55, hat alles Mögliche gemacht in all den Jahren: Wolf Maahn, Eric Burdon, Dominic Miller.
“In Rumänien hab´ ich noch’n Projekt, das nennt sich Phönix, und komme so auf meine 50 bis 100 Konzerte im Jahr. Weil es durchaus so ist, dass man von Nighthawks alleine gar nicht leben könnte, nicht zu zweit, ne, und wir sind ja immer zu zweit, ne, plus natürlich die Band, und wenn wir live spielen, sitzen wir alle in einem Boot.“
Martino ist kein Jazzmusiker:
“Ich bin kein Jazzmusiker, ich wusste nur nicht, wohin, die deutsche Jazzmusik bietet mir Asyl sozusagen. Wobei wir, glaube ich, auch Grenzgänger sind zu anderen Bereichen.“
Pop vielleicht, wenn eine Sängerin dabei ist oder ein Sänger.
“Das sind im Prinzip richtige Songs, die auch eher aus anderen musikalischen Bereichen vielleicht sind, ne. Man nennt es dann teilweise Trip-Hop oder so, ne, ja.“
Oder zu einer guten Tasse Kaffee in einer Hotel-Lounge.
“Also Lounge-Musik ist oft instrumental, wahrscheinlich hat man uns deswegen da mit in die Kiste geworfen, aber Lounge-Musik ist auch ´ne Dünnbrettbohrerei, eigentlich, wenn man ganz ehrlich ist.“
“Und das ist genau das, was wir nicht machen. Unsere
Stücke fangen irgendwo an und finden nie wieder an diesen Punkt zurück. Das ist sozusagen unsere Art, uns vor dem Jazz zu verneigen, dass man nie mehr da ist, wo man mal war.“
Doch Jazz, irgendwie damit, wie Dal Martino meint. Und artifiziell, hier und da. Was gut tut. Cinemascopeformat, manchmal ein wenig Ambient, manchmal ein wenig Dub – alles, was die Kiste hergibt. Urbane Einsamkeit, ländliche Anspannung.
Dal Martinos Lieblingsstück? Der Titelsong der CD Rio Bravo: Rio Grande – der Grenzfluss mit den zwei Namen, wie gesagt, die südlich des Flusses nennen ihn Rio Bravo, die nördlich dieses Flusses Rio Grande.
“Ist so ´ne Art kleine Filmmusik, es ist nur zwei Minuten 20 lang und das ist mein Lieblingsstück.“
In beiden Filmen, in Rio Bravo und in Rio Grande, taucht übrigens John Wayne auf. Wayne konnte nur Western.

2. GAVIN HARRISON: Ein Schlagzeuger, der Soli hasst

Von Fabian Elsässer
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Gavin Harrison probiert auf seinem Instrument immer wieder Neues aus. (dpa / picture alliance / Arne Dedert)Gavin Harrison ist in Schlagzeuger-Kreisen zu einer Legende geworden. Auf mehr als 140 Alben ist er als Begleiter zum Beispiel von Eros Ramazotti oder Paul Young zu hören. Dass er, der Taktgeber im Hintergrund, nun selbst berühmt wurde, ist ihm eher unangenehm.
Sam Browns Hit „Stop“ aus dem Jahr 1988. Am Schlagzeug Gavin Harrison. Ein Ausschnitt des Albums „Mezzogiorno sulle Alpi“ der italienischen Pop-Liedermacherin Alice aus dem Jahr 1992. Am Schlagzeug: Gavin Harrison. Aber eigentlich ist er eher der Mann fürs Komplexe.
Er suche immer nach Rhythmen, die man so noch nie zuvor gehört habe, sagt der inzwischen 50-jährige und enorm jugendlich wirkende Schlagzeuger selbstbewusst. Das gelingt ihm vielleicht mit dem US-amerikanischen Sänger, Gitarristen und Bassisten O5Ric noch ein bisschen häufiger als bei seinem Hauptarbeitgeber, der Band „Porcupine Tree“. Denn sein Partner Ric lässt sich auf eine Arbeitsweise ein, die viele Musiker schreiend das Weite suchen lassen würde: erst der Rhythmus, dann die Musik.
Drei Alben hat das Duo seit 2007 aufgenommen. Das jüngste „The man who sold himself“ von 2012 ist ein anspruchsvolles Konzeptalbum über die Finanzkrise und die Folgen menschlicher Gier. Anspruchsvoll natürlich auch in musikalischer Hinsicht. Mit schrägen Harmonien, zappaesken Gesängen und Harrisons Schlagzeugspiel, das wie präzise strukturiertes Chaos klingt.
Viele dieser Songs seien schlichte Viervierteltakte, sie würden halt nicht so klingen. Ganz im Gegenteil. Porcupine Tree-Fans wissen das schon lange und erwarten etwa den explosiven Mittelteil der Mini-Oper „Anesthetize“ bei jedem Konzert der Band mit angehaltenem Atem. Gavin Harrison, Sohn eines Profitrompeters, hatte schon als Teenager nur diesen einen Berufswunsch: Schlagzeuger zu werden. Und das hat er rein autodidaktisch geschafft. Er wäre ja gerne an eine Musikschule wie Berklee gegangen, habe aber mit 16 Jahren schon professionell gespielt und sich dann eben sehr viel selbst beigebracht, sagt Harrison.
Trommel-Chamäleon mit Glückssträhne

Seine Karriere verdankt das Trommel-Chamaleon vielen Zufällen. In den 80ern rutschte Harrison irgendwie in die Studioszene und kam über Kontakte schließlich nach Italien, wo er in den 90ern zum gefragten Session-Spieler aufstieg. Für Alice, Eugenio Finardi und Claudio Baglioni etwa. Sie alle schätzen seinen rhythmischen Eigensinn. Schon auf Sam Browns Hitalbum „Stop“ mit der gleichnamigen Single versteckte er beispielsweise in einem durchweg poppigen Umfeld Rolls und Fills, wie sie später auch in seinen Fusion- und Prog- Projekten zu hören waren. Er hat einen unverkennbaren Stil, obwohl er das selbst beharrlich abstreitet.
Was Harrison übrigens überhaupt nicht leiden kann, sind Schlagzeugsoli auf der Bühne. Bei Porcupine Tree-Konzerten etwa verweigert er sie strikt, auch wenn das Publikum danach ruft. Das sei Angeberei für Leute mit großem Ego. Doch ausgerechnet er gehörte zu den Schlagzeugern, die zur Drum-Solo-Week in David Letterman’s Show eingeladen wurden. Wegen seines Renommees, aber eben auch mal wieder durch Zufall, weil da wieder jemand jemanden kannte. Live bei Letterman? Passt nicht wirklich ins Bild, das man von Harrison hat. In sein eigenes auch nicht.
Surreal sei das gewesen, irgendwie ironisch, auf jeden Fall seltsam. Aber eines sei noch seltsamer: Er habe dadurch kein einzige CD zusätzlich verkauft, obwohl Letterman sie vor einem Millionenpublikum direkt in die Kamera hielt.
Doch Harrison ist mit Porcupine Tree und der Sessionarbeit gut im Geschäft, da kommt es ihm beim Duo mit O5Ric nicht so sehr auf Verkaufszahlen an. Und auf eins kann er sich ja verlassen: sein Publikum weiß Bescheid.

3. Neneh Cherry
Interview mit Neneh zum neuen Album „Blank project“.

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Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Roll