Re: Horace Silver

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Von Silver möchte ich Dir noch „Cape Verdean Blues“ allerwärmstens empfehlen! Find ich wohl beinahe so gut wie „Song for My Father“! Und musikalisch ein ganzes Stück spannender, weil die Musik etwas mehr… „advanced“ ist!
Wenn Du Silver wirklich gerne magst, dann lohnen sich bestimmt auch noch „The Jody Grind“ und mindestens das folgende Album (siehe unten). Ob sich dasjenige danach („You Gotta Take a Little Love“) auch noch lohnt kannst Du später dann aus meinem Kommentar rauslesen… hoffe ich zumindest! :-)

Zu Blakey komm ich dann später noch im Blakey-Thread… aber von den EmArcy Sessions kenn ich nur die mit grösserer Band und mit Joe Gordon und Gigi Gryce – eher atypisch für das, was danach folgte.

Von Jazzdisco:

Clark Terry Quintet
Clark Terry (tp) unknown (tb) unknown (as) unknown (b) Art Blakey (d)
Fine Sound Studios, NYC, February, 1954
10321-7 Money In The Bank (take 7) Mercury (J) 25PJ 58/61; EmArcy (J) 195J 10107
10321-12 Money In The Bank (take 12) –
10322 Moonstone unissued
10323 Don’t Worry About Me –
10324 The Lip Blew –

* Various Artists – Mercury 40th Anniversary V.S.O.P. Album (Mercury (J) 25PJ 58/61)
* Clark Terry + 5 (EmArcy (J) 195J 10107)

Art Blakey Quartet
Henry Durant (ts) Horace Silver (p) Percy Heath (b) Art Blakey (d)
NYC, March 24, 1954
10397 In The Basement EmArcy 16007, (J) 195J 10085, (J) EJD 3075
10398 Try A Little Tenderness EmArcy (J) 195J 10085, (J) EJD 3075
10399 Little Girl Blue EmArcy 16007, (J) 195J 10085, (J) EJD 3075
10400 On The Roof EmArcy (J) 195J 10085, (J) EJD 3075

* The Complete Art Blakey On EmArcy (EmArcy (J) 195J 10085)
* The Complete Art Blakey On EmArcy (EmArcy (J) EJD 3075)
* Art Blakey – In The Basement c/w Little Girl Blue (EmArcy 16007, 16007×45)

Art Blakey Quintet
Joe Gordon (tp) Gigi Gryce (ts) Walter Bishop Jr. (p) Bernie Griggs (b) Art Blakey (d)
Fine Sound Studios, NYC, May 20, 1954
10542 Minority EmArcy MG 26030, EP 1-6051
10543 Salute To Birdland –
10544 Eleanor –
10545 Futurity –
10546 Simplicity EmArcy MG 26030, EP 1-6050
10547 Strictly Romantic –
10548 Hello –
10549 May Rah –

* Blakey Featuring Art Blakey (EmArcy MG 26030; Verve 314 538 634-2)
= The Complete Art Blakey On EmArcy (EmArcy (J) 195J 10085, (J) EJD 3075)
* Art Blakey – Salute To Birdland (EmArcy EP 1-6051)
* Blakey Featuring Art Blakey (EmArcy EP 1-6050)

Joe Gordon Quintet
Joe Gordon (tp) Charlie Rouse (ts) Junior Mance (p) Jimmy Schenck (b) Art Blakey (d)
Fine Sound Studios, NYC, September 3, 1954
10952 Grasshopper EmArcy MG 26046, EP 1-6090, MG 36025
10953 Flash Gordon –
W249 | 10954 Evening Lights Wing MGW 60002; EmArcy (J) EJD 3071; Verve 314 538 634-2
11086 Xochimilco EmArcy MG 36025

* Introducing Joe Gordon (EmArcy MG 36025, (J) EJD 3071; Universal (J) UCCM 9106)
= Blakey Featuring Art Blakey (Verve 314 538 634-2)
* Various Artists – The Jazz School (Wing MGW 60002; EmArcy MG 36093)
* Introducing Joe Gordon (EmArcy MG 26046)
* Joe Gordon – Gordon’s Way (EmArcy EP 1-6090)

Joe Gordon Quintet
same personnel
Fine Sound Studios, NYC, September 8, 1954
10948 Boos Bier EmArcy MG 36025
10949 Toll Bridge EmArcy MG 26046, EP 1-6089, MG 36025
10950 Lady Bob –
W254 | 10951 Body And Soul Wing MGW 60002; EmArcy (J) EJD 3071; Verve 314 538 634-2

* Introducing Joe Gordon (EmArcy MG 36025, (J) EJD 3071; Universal (J) UCCM 9106)
= Blakey Featuring Art Blakey (Verve 314 538 634-2)
* Various Artists – The Jazz School (Wing MGW 60002; EmArcy MG 36093)
* Introducing Joe Gordon (EmArcy MG 26046)
* Introducing Joe Gordon (EmArcy EP 1-6089)

Das sind wohl so in etwa die unbekannteren Sessions von Blakey von 1954. Die ganze von und mit Gordon gab’s auf einer tollen Verve Elite Edition CD:

Das war sowieso eine tolle CD-Reihe! Die andere Blakey Session (die mit Henry Dunant, der mir überhaupt nicht bekannt ist) gab’s anscheinend zusammen mit der Gordon/Gryce-Session auch mal auf CD – kann das aber auf die Schnelle nur als MP3-Download bei amazon.com finden.

Aber jetzt zurück zu Silver:

Jetzt läuft grad „Serenade to a Soul Sister“ – mit Charles Tolliver und Stanley Turrentine bzw. Bennie Maupin. Das Album beginnt mit „Psychedelic Sally“, einem neuen Silver-Kracher. Man hört schon, dass wir hier in den Sixties sind (und nicht in den avancierten Free/Fusion/Miles Second Quintet, sondern eben einfach in den Sixties), allerdings gefällt mir die Musik noch immer sehr! Sie ist feiner, sanfter… Silver hat alles gemacht, von den Kompositionen über die Produktion (auf der RVG-CD steht zwar da Lion – war der 1968 nicht schon raus?), die Liner Notes und auch das Cover (gewählt oder fotografiert? Auf der CD steht das Foto sei von Billy Cobham, der auf der zweiten Session, jener mit Maupin, Schlagzeug spielt). Das Thema des Albums, so Silver, sei die Liebe. Das mag die etwas sanftere Gangart erklären.
Die erste Session mit „Psychedelic Sally“, dem Titelstück und „Rain Dance“, enstand eben mit Tolliver, Turrentine, sowie den beiden Pros Bob Cranshaw und Mickey Roker, die ihren Job gut machen. Sally ist ein tolles, eingängiges Stück in der Tradition von „Señor Blues“ und „Song for My Father“ etc. Turrentine spielt ein tolles Solo, Tolliver folgt mit einem flächigen, lyrischeren Solo. Es gibt wieder üblichen leicht exotischen Anstriche, im zweiten Stück bläst Tolliver ein sehr schönes Solo, das dritte Stück ist hat ein zickiges Thema, und Silver ist der erste Solist. Silver schreibt dazu: „‚Rain Dance‘ is my interpretation of some American Indians doing a tribal dance around the campfire praying for rain.“ – der Exotismus ist sanft und harmlos wie immer bei Silver, aber Turrentine spielt hier fast so toll und vokal wie in der Band von Max Roach! Wunderbar, wie er in seinem Solo eine Geschichte erzählt!
Die zweite Session entstand mit der neuen Working Band: Tolliver, Bennie Maupin (nur am Tenor), John Williams und eben Cobham. Maupin bläst im ersten Stück, „Jungle Juice“, gleich ein tolles Solo, das gar nicht so anders klingt als Maupin, muskulös, selbstsicher, mit festem Ton. Tolliver dann spielt grossartig, diese fliessend-lyrische Qualität, die Gesanglichkeit, die er hinkriegt, das gefällt mir sehr gut! Das Stück wechselt zwischen 5/4 und der Bridge in 6/4 – Silvers Musik wird zugleich erdiger, aber auch rhythmisch komplexer. „Rain Dance“ und das Titelstück sind im 3/4 Takt. Auch „Kindred Spirits“, das zweite Stück mit Tolliver/Maupin ist stark rhythmisiert, aber sehr lyrisch im Charakter – und Tolliver bläst ein weitere schönes Solo. Die eigentliche Ballade folgt dann zum Abschluss – man könnte von einer Silver-Tradition reden: einige seiner Alben klingen mit einer Ballade aus. Silvers eigenes Spiel nimmt hier mehr Raum ein – aber er prägt wie üblich das ganze Album ziemlich stark mit seiner speziellen Art, zu begleiten.

Bei „You Gotta Take a Little Love“, 1969 mit Randy Brecker, Maupin, Williams und Cobham aufgenommen, geht die Tendenz des 60er Zeitkolorits weiter. Die Grooves werden satter (Williams spielt teilweise wohl E-Bass? Schwierig zu hören, finde ich, könnte auch ein übel aufgenommener Kontrabass sein – wohl eine Mischung aus beidem). Silver schreibt wieder seine eigenen Liners mit üblen Lyrics zu den Stücken (das fängt schon auf dem vorhergehenden Album an), und die Liebe steht diesmal ja schon im Titel… zum Stück „It’s Time“ (dessen Titel ja auch schon in ganz anderen Kontexten zu hören war, siehe Jackie McLean) schreibt er: „‚It’s Time‘ means it’s time for the realization of the spirit within, and its connection with the One and its all encompassing parts. The young people of today, I’m happy to say, are coming to that realization. Those who sincerely participate in love-ins and demonstrations for peace and human rights, and those practice meditation and study the various sciences that help one to know one’s self better, are among the many who are realizing. Those who ask themselves the question Why, and go within for the answer, have found it.“ – Das klingt wirklich allerübelst… Hippiekacke halt… aber man kann die Musik auch geniessen, ohne Silvers Ergüsse und confessions allzu viel Bedeutung beizumessen.
Brecker ist leider ein viel weniger toller Solist als Tolliver, die Musik wirkt insgesamt konventioneller, verfestigter. Eine Ausnahme ist Maupins Ballade „Lovely’s Daugher“, auf der er mit der Flöte im Zentrum steht – ein sehr lyrisches Stück, das die langsam erstarrenden Grooves etwas auflockert.
Auf Silvers „The Belly Dancer“ – es klingt streckenweise ein wenig jiddisch… Silver zitiert mal haarscharf nicht „Hava Nagila“ – spielt Maupin erneut Flöte. Brecker ist nicht völlig unlyrisch, eigentlich, und das hört man grad auf diesem Stück mit einem „Spanish tinge“ sehr gut – die Mischung aus suchender Harmonik und lyrischer Melodik ist reizvoll, was mich bei ihm einfach ein wenig stört, ist dass die Umsetzung nicht lyrisch ist, sonder zu oft zu muskulös daherkommt, ohne aber die Bravura zu haben, die etwa Freddie Hubbard besass. Zum Abschluss gibt’s dann nochmal ein etwas vertrackteres Silver-Thema, „Brain Watch“, und damit endet die Ära des Horace Silver Quintett nach über dreizehn Jahren endgültig.

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