Re: Mitch´s Top 50 Künstler/Bands

#2166549  | PERMALINK

mitchryder

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 25,961

6. Van Morrison

Eine zeitlang (ca. 15 Jahre) war in meinem Leben die Musik zweitrangig, da mir anderes wichtiger war. In diesen 15 Jahren habe ich natürlich Musik gehört, Konzerte besucht und hier und da mal ein Album gekauft. Ein langer Zeitraum, indem ich aber auch mal was neues entdeckt habe und auf wenige altgediegene Künstler gern Ausschau hielt. Van Morrison war einer dieser mich ständig im Leben begleitende Künstler. Schon in meiner Jugend hatte ich seine Musik gern und später hielt ich mich an ihm fest. Er war die Konstante in meinem bisherigen Leben.

Besonders die Mischung aus irischer Celtic-Musik, Soul, Funk, Jazz und Blues ist einmalig. Er mischte stets auf seinen Alben diese Musikstile, so daß ich immer den gewünschten Song, der mich erreichte, darauf finden konnte. Seine Texte und umschmeichelnde Musik waren für mich Ort, an denen ich mich zurück ziehen konnte. Einfach mal für sich sein und träumen. Das gab er mir und griff emotionale Zustände auf, die ausgelebt werden wollten.

Kaum eine schöpferische Pause gönnte er sich und so freute ich mich jedes Jahr auf ein neues Album von ihm. Kaum ein Musiker schafft es, so tief mich zu erreichen, daß mir Tränen kommen. Van Morrison trieb mir aber schon einige über die Wangen. Bei aller Härte, die ich empfand, und dem Gefühl sich nie vor anderen zu entblösen, gab seine Musik mir die Weiche zu öffnen. Passend dazu fällt mir eine Gegebenheit ein, wie mir eine Frau völlig verwirrt sagte: Du bist ja ein Schmuser; dabei hörten wir in romantischer Athmosphäre nur Van Morrison. Er stimmt mich beim Hören milde und zärtlich.

Milde und Zärtlichkeit sind Faktoren, die sonst nur eine Nebenrolle in meinem Leben gespielt haben. Wenn man als Kämpfer geboren wurde, dann sind diese Emotionen Geschenke, die nur selten gemacht werden. Van Morrison strahlt zudem eine Ruhe und Zuversicht aus. Höre ich ihn, dann weiss ich, daß morgen nimmt Gestalt an. Ich brauche es nicht zu formen, es formt sich fast von selbst. Die aneinander gefügten Noten entwickeln sich bei ihm zur Harmonie. Ain´t no sunshine when she´s gone wird zur Phase, weil der Mond verschiedene Phasen hat, wie das Leben an sich auch. Niemand der diesen Song sang, konnte jemals so gut vermitteln wie Van Morrison, daß die Zeit nicht still steht. Vergangenheit zu Erfahrung wird, Gegenwart Leben heißt und Zukunft die Gewissheit der Ungewissheit sein wird. Verharren bei seiner Musik in Trance und träumerisch sich den Augenblick gönnen, den man gerade erlebt; kaum schönere Momente gibt es beim Musik hören.

Van Morrison kann ich nicht bei geselligen Gesprächen hören. Wahrer Genuss erlebt man nur, wenn man sich fallen lassen kann, so auch bei seiner Musik. Sieht so die irische Seele aus? Zumindest ein kleiner Mann aus Irland, der die Freude und Ausgelassenheit, den Ernst der Arbeit und die Fröhlichkeit des miteinanders in seinen Texten und Musik mir schenkt.

Wein und Bier. Beides kann man geschmacklich geniesen. Wein und Bier keltert und braut Van Morrison. Einen guten Wein und ein herzhaftes Bier.

Einen Album Tip zu geben, wäre schwachsinn. Es gibt dafür einen geeigneten Thread.
Meine Lieblingssongs von ihm: Vanlose Stairway, Scandinavia, Tupelo Honey und Whenever God Shines His Light…

--

Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de