Re: Mitch´s Top 50 Künstler/Bands

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mitchryder

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5. Das Dritte Ohr

Mit 17 war ich in den Ferien von einem älteren Freund nach Marburg in seine Studentenbude eingeladen worden, um auf den Lahnwiesen ein Wochenende bei verschiedenen Musikgruppen abzufeiern. Mir wird dieses Wochenende in Erinnerung bleiben, weil ich am Samstagabend zum ersten Mal diese vier langhaarigen mit ungepflegten Bärten spielenden Blueser hörte.

Das Dritte Ohr! Wie konnte man Blues mit deutschen Texten spielen? Es ging, nein es war noch viel besser. Es waren Texte, die mir damals auf der Seele brannten. Selbst suchend nach meinem weiteren Weg hörte ich diese röhrende Harp von Udo Wolff und dazu mit seiner unverwechselbaren Stimme schleuderte er den Song „Kalte Wut“ mir entgegen. Der Bass von Boogie Mayer trönt mir noch immer in den Ohren, weiss ich um die Stimmung, in der ich damals war, als sie Rita Rita spielten. Verraten und verkauft nach dem Bruch meiner ersten Liebe und ein paar Wochen ziellos mit dem gleichmäßig Takt von Ferdi Peters gespielten Schwarzen Wurm am Schlagzeug konnte ich mich identifizieren. Und dann Tommy Schrader mit dem Maibock an der Gitarre löste alle Emotionen in Wohlgefallen auf.

Ich war wohl einer der ersten, die das deutschsprachige Debuetalbum „Zahltag“ 1980 von ihnen kaufte. 1981 organisierte ich in meinem Heimatort ein Konzert mit dem Dritten Ohr und freute mich, dass es so gut ankam. Ich weiss zwar heute, dass sie damals die Klischee´s des Blues nur in ein deutsches Gewand steckten, aber umso mehr beeindruckt es mich, das sie es in meinen Augen schafften, dieses zu ereichen.

Jahrelang begleitete ich sie hin und wieder zu einem Konzert. Über 12 Jahre spielten sie jeden Faschingssamstag im Klimperkasten in Aschaffenburg. Ich war fast immer dabei. Bis auf ein Livealbum gab es jedoch von 1982 bis 1998 nichts neues von ihnen. Dann nahmen sie jedoch drei Alben auf (Das elfte Gebot, Negerküsse und Der Duft der Nacht), die mich sehr beeidruckten. Damals um die 35, heute fast 60zig spielen sie den Blues und Boggie, wie keine andere Band. Bluesgrößen, wie Lousisiana Red, spielen noch heute gern mit ihnen Live und zeigen alle Schattierungen des Blues.

Ich bin älter geworden und höre heute noch intensiver, wenn Blues mich emotional erreicht. Diese Band hat nicht nur einen Meisterbrief in Sachen Blues, sie sind der personifizierte Blues. Handwerk und Erfahrung eines Bluesman sind eingebettet in jedem Song dieser Gruppe. Das wird auch immer der Grund sein, sie in meinen Top 10 zu behalten. Live sind sie mir jedes Jahr mehrere hundert Kilometer wert.

Empfehlung hier „Zahltag“ oder das letzte Album „Der Duft der Nacht“.
Mein Lieblingsstück: „Dieses Lächeln“ auf der Negerküsse.

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Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de